Weltspartag

Sparschweine, die im Hamsterrad strampeln

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Die Österreicher legen viel Geld zur Seite. Doch leider sparen sie sich arm.

Früher war nicht alles besser. Aber der Weltspartag schon. In den 1960er- und 1970er-Jahren war der Tag ein Gesellschaftsevent. Ganze Schulklassen pilgerten in die Bankfilialen. Der Sparefroh, das offizielle Maskottchen der heimischen Sparer, war sogar bekannter als der amtierende Bundespräsident. Bevor jemand fragt: Ja, Österreich ist das einzige Land der Welt, in dem das Maskottchen des Weltspartags bis heute große Bekanntheit und Kultstatus genießt.

Auch wenn der Weltspartag aus der Mode gekommen ist, sind die Österreicher noch immer fleißige Sparer. Gut ein Zehntel des Einkommens wird auf die Seite gelegt. Im Krisenjahr 2020 war es sogar noch etwas mehr. Das ist deutlich mehr als der Durchschnitt in den Euroländern. Und das hat sehr viel mit der Vergangenheit zu tun. Um zu zeigen, dass Sparen etwas Gutes ist, wurde vor fast 100 Jahren der Weltspartag ins Leben gerufen. Mit großer Wirkung. So liegen mehr als 40 Prozent des österreichischen Geldvermögens auf Sparbüchern oder jederzeit behebbaren Konten. Nur 16 Prozent sind in Aktien, Anleihen und Fonds veranlagt.

Beispiellose Wertvernichtung

Was für die einen nach einer vernünftigen und sicheren Geldanlage klingt, ist bei der heutigen Zinslage aber nichts anderes als eine beispiellose Wertvernichtung. Die Österreicher sparen sich sprichwörtlich arm. Wer vor 25 Jahren 1000 Euro in bar zur Seite gelegt hat, darf sich heute noch über einen Gegenwert von etwa 655 Euro freuen. Selbst wer sein Geld aufs Sparbuch gelegt hat, kann sich über diesen Zeitraum nur über einen minimalen Zugewinn von durchschnittlich neun Euro im Jahr freuen.

Die Inflation lässt den Wert des Geldes dahinschmelzen, Zinsen gibt es seit einigen Jahren auch keine mehr. Und das hat unter anderem folgenden Grund: Die Europäische Zentralbank hat mit ihrer Geldpolitik nicht die braven Sparer im Auge, sondern die über beide Ohren verschuldeten Eurostaaten. Sie mit billigem Geld finanzierbar zu halten scheint das oberste Ziel. Das dürfte auch noch länger so bleiben, weil keiner der angeschlagenen Eurostaaten höhere Zinsen verkraften könnte. Das wiederum bedeutet: In den kommenden Jahren winken die schlechtesten Renditen für Sparbücher seit knapp 20 Jahren.
Und wie reagieren die Österreicher auf all das? Sie sparen nicht weniger, sondern sie sparen noch mehr. Rund 300 Milliarden Euro stecken in Bargeld, Sparbuch und am Konto.

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