Milliardenvertrag

U-Boot-Deal: Macron wirft Australiens Premier Lüge vor

Frankreichs Präsident erhebt am Rande des G20-Gipfels schwere Vorwürfe.
Frankreichs Präsident erhebt am Rande des G20-Gipfels schwere Vorwürfe. (c) Reuters
  • Drucken

Frankreichs Präsident erhebt am Rande des G20-Gipfels schwere Vorwürfe. Australiens Vize-Premier zeigt Unverständnis: "Wir haben keine Insel gestohlen, wir haben nicht den Eiffelturm verunstaltet."

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat Journalisten beim G20-Gipfel in Rom gesagt, der australische Premierminister Scott Morrison habe ihn über die Annullierung eines Milliardenvertrags für den Kauf von U-Booten im September belogen. Macron und Morrison waren dieses Wochenende in Rom zum ersten Mal seit dem Vorfall zusammengekommen. Als Journalisten Macron fragten, ob er glaube, das Morrison ihn belogen habe, sagte Macron: "Ich glaube das nicht, ich weiß es."

Er habe großen Respekt und viel Freundschaft für das australische Volk. Wenn man mit Respekt miteinander umgehe, heiße dies jedoch auch dass man ehrlich zueinander sein müsse. Der australische Premierminister erklärte auf einer Pressekonferenz am selben Tag, dass er nicht gelogen habe. Er habe Macron gesagt, dass konventionelle U-Boote Australiens Bedarf nicht mehr decken würden. Man habe damit begonnen die Beziehungen zwischen den beiden Ländern wiederherzustellen.

Vize-Premier: "Wir haben keine Insel gestohlen"

Der stellvertretende australische Premier Barnaby Joyce zeigte in Australien Unverständnis für Macrons Einstellung. "Wir haben keine Insel gestohlen, wir haben nicht den Eiffelturm verunstaltet. Es war ein Vertrag", sagte Joyce vor Reportern. "Verträge haben Bedingungen und Konditionen, und eine dieser Bedingungen ist, dass man aus dem Vertrag aussteigen kann."

Zu dem Streit nicht nur zwischen Frankreich und Australien, sondern mit weiteren Nato-Partnern war es gekommen, als die USA im September mit Großbritannien und Australien ein neues Sicherheitsbündnis für den Indo-Pazifik bekannt gaben. Demnach soll Australien Zugang zur US-Technik für Bau und Betrieb von Atom-U-Booten gegeben werden. Das bedeutete, dass Frankreich das milliardenschwere Geschäft für U-Boote mit Dieselantrieb für Australien verlor. Das hatte in Paris zu wütenden Reaktionen geführt und Zweifel an der Verlässlichkeit der transatlantischen Partnerschaft genährt. Frankreich hatte daraufhin sogar zeitweise seine Botschafter in den Partnerländern abgezogen.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild. Am 15. Juni war die Stimmung zwischen Frankreich und Australien noch bestens - hier bei einem Besuch Morrisons in Paris bei Macron.
Aukus

Ärger um geleakte Chats im französisch-australischen U-Boot-Streit

Frankreich und Australien liegen wegen eines geplatzen U-Boot-Deals im Streit. Eine Textnachricht von Macron an Morrison sorgt für Ärger. Beide Seiten sehen darin aber ein Argument für ihre Sichtweise.
Analyse

Wie Macron und Biden den U-Boot-Streit entschärft haben

Frankreichs Zorn wegen des verlorenen Riesengeschäfts mit Australien kühlt ab. Die USA wirken auf Paris beschwichtigend ein und bieten mehr Einsatz in Afrika zur Entlastung der Franzosen an. Zugleich wird klar, dass Paris den Schwenk Australiens hätte kommen sehen können.
Analyse

Geplatzter U-Boot-Deal: Harter Schlag für Frankreich, Wagnis für Australien

Der Rückzug Canberras aus dem milliardenschweren U-Boot-Deal mit Paris stellt beide Länder vor Herausforderungen. Was steckt dahinter? Und mit welchen Konsequenzen dürfte der französische Industriekonzern Naval Group nun rechnen?
U-Boot-Streit

U-Boot-Bauer Naval schickt Australien Rechnung für geplatzten Deal

Für eine Situation, wie sie jetzt eingetroffen ist, gebe es eine Klausel im Vertrag. Der Chef der Naval-Group kündigte an, dass Australien in Kürze eine Rechnung über die „entstandenen und noch entstehenden Kosten“ erhalten werde.
Emmanuel Macron
Sicherheitspakt

USA/Frankreich: Entspannung im U-Boot-Streit

Biden und Macron treffen einander in Europa. Es geht um ein militärisches Milliardengeschäft mit Australien.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.