Konzerthaus

Wien modern: Klangarchäologie mit geheimem Swing

(c) Wien Modern / Markus Sepperer
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Uraufführungen von Thomas Wally und Christian Ofenbauer beim Eröffnungskonzert von Wien modern: ein akrobatisches Trompetenkonzert für Selina Ott zieht „Seltsame Schleifen“; ein wortloses „Satyrspiel“ fesselt mit der Erforschung des Ungreifbaren.

Nebel kriecht von der Bühne, wo Stoffbahnen von der Decke hängen. Wie aus einem Nebel scheint dann auch die Musik zu dringen: ein und derselbe Ton, zart ausgehalten, verschiedentlich tröpfelnd. Das Ensemble vergrößert sich unmerklich, die Farbpalette wird breiter – und man schwingt sich ein auf eine lange Dauer. Aber keine Red' von Langeweile: Dass einen dieses kontinuierlich anwachsende Klangbild – mal Mosaik, mal Zeichnung, mal Gemälde – über 50 Minuten nicht loslässt, dass es das Ohr mit fragiler Zärtlichkeit über viele sanfte, aber distinkte Szenenwechsel hinweg in Bann schlägt, ohne sich dabei je aufzudrängen, gehört zu den geheimnisvollen Stärken von Christian Ofenbauers orchestralem „Satyrspiel“.

Das Wort Szenenwechsel ist kein Zufall: Man darf sich die Abschnitte als Schemen von Opernszenen denken, als Teile jener Buffa, mit der Ofenbauer ursprünglich die Trilogie seiner Antikenopern zur Tetralogie weiten wollte. Dann jedoch ist „Das Satyrspiel 2019/20. Geschachtelte Musik zu Bildern“, so der komplette Titel, wortlos geblieben, aber dennoch beredt. Wenn kleine Glissandi auftauchen, erinnern sie an Echos von Sprache, deren Silben längst erodiert sind. Die Bühne, das Visuelle ist dennoch mitgedacht in diesem quasi-symphonischen Opernepilog, der eine Epilogoper vertritt.

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