Extra-Gagen

Grazer FPÖ sucht Nachfolger für Parteispitze

Mario Eustacchio (FPÖ) nahm seinen Hut
Mario Eustacchio (FPÖ) nahm seinen Hut APA/ERWIN SCHERIAU
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Bis zur Entscheidung übernimmt Gemeinderätin Astrid Schleicher die Agenden. Einer gelernten Friseurin und einem 25-Jährigen werden gute Chancen eingerechnet.

Bei der Grazer FPÖ, wo am Wochenende sowohl Noch-Vizebürgermeister Mario Eustacchio als auch Klubobmann Armin Sippel nach Enthüllungen rund um Extra-Gagen zurückgetreten sind, hat die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin begonnen. Die Entscheidung soll am kommenden Montag bei einer Parteileitungssitzung fallen. Bis dahin übernimmt Gemeinderätin Astrid Schleicher.

Schleicher dürfte dem Vernehmen nach nicht in der Spitzenposition bleiben, auch wenn sie dienstälteste Obmann-Stellvertreterin ist. Sie ist zuletzt mit einem esoterischen Facebook-Posting aufgefallen. Sie hatte einen Aufruf für eine Massenmeditation gegen Corona geteilt. Die Energie von einer Million Menschen sollte für die "endgültige Auslöschung" des Virus sorgen, hieß es da.

Friseurin oder 25-Jähriger?

FPÖ-Gemeinderätin Claudia Schönbacher war bei der Gemeinderatswahl im September auf dem dritten Listenplatz und müsste damit eigentlich als Nachfolgerin in Frage kommen. Die Friseurin könnte aber auch dem FPÖ-Obmann des Bezirks Gösting, Alexis Pascuttini, den Vortritt lassen. Der 25-Jährige war auf dem achten Listenplatz, zeigte sich aber im Wahlkampf sehr engagiert. Er gehört der Burschenschaft Corps Vandalia an.

Auch Eustacchio und Sippel waren Mitglieder in Burschenschaften und laut den Enthüllungen der "Kleinen Zeitung" sollen sie diesen auch Gelder zugeschanzt haben. Es sollen laut Buchungsvermerken an die Stiria (die Burschenschaft Eustacchios und von Finanzreferent Matthias Eder) und die Marko-Germania (Sippels Verbindung) und Eustacchios Schülerverbindung Allemannia Marburg zu Graz von 2014 bis 2019 mehrfach 5000 Euro geflossen sein.

Laut Zeitungsbericht habe sich Sippel in Chatnachrichten an seine Bundesbrüder mit seiner Kreativität gerühmt, dank der es ihm gelungen sei, trotz Sparkurses "4000 Euro Förderung herauszuholen". Ein anderes Mal soll er geschrieben haben: "Als Klubobmann werde ich versuchen, trotz Sparkurs der FPÖ ein ordentliches Sümmchen aufzustellen. Ich rechne mit 3.500 bis 4.000 Euro."

Auswirkungen auf die Ressortzuteilung

Wer nun die Nachfolge an der Spitze der Grazer FPÖ antritt, wird auch mögliche Auswirkungen auf die Ressortzuteilung im nach Proporz geregelten Stadtsenat haben. Die künftige Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) verhandelt gerade mit Judith Schwentner (Grüne) und Michael Ehmann (SPÖ) eine linke Koalition und sie können als Wahlsieger auch die Ressorts für die Stadträte verteilen. Der FPÖ fällt ein Sitz zu. Zuletzt war Eustacchio unter anderem für Wohnen, Parkraumservice, das Marktamt und die Ordnungswache zuständig.

KPÖ-Stadtrat Robert Krotzer sagte zu den Turbulenzen bei der FPÖ und deren Auswirkungen auf die Koalitionsverhandlungen: "Die FPÖ hat ja bereits am Wahlabend deutlich gemacht, dass sie zu keinerlei Zusammenarbeit bereit ist. Das wird vermutlich auch weiterhin so bleiben." Die Verhandlungen gingen jedenfalls davon unberührt weiter. "Das Gespräch darüber, was die FPÖ in eine positive Entwicklung von Graz beitragen möchte, werden wir mit der der Nachfolgerin oder dem Nachfolger jedenfalls suchen", sagte Krotzer.

(APA)

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