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Ein Ex-Polizist als Bürgermeister für das liberale New York

Eric Adams kann zuversichtlich in den Wahltag gehen.
Eric Adams kann zuversichtlich in den Wahltag gehen.REUTERS
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Der 61-jährige Demokrat Eric Adams gilt als Favorit auf den Bürgermeistersessel. Er will den Kurs bei Polizei und Sicherheit und auch die Anti-Corona-Maßnahmen beibehalten.

In der US-Ostküstenmetropole NewYork sind Millionen Menschen zur Wahl eines neuen Bürgermeisters aufgerufen. Die Wahllokale sind von 6 Uhr (Ortszeit/11 Uhr MEZ) bis 21 Uhr (Ortszeit/Mittwoch 3 Uhr MEZ) geöffnet. Mit ersten Ergebnissen bei der Abstimmung in der größten Stadt der Vereinigten Staaten wird frühestens am Mittwochmorgen (MEZ) gerechnet. Allerdings ist der Ausgang der Wahl in diesem Fall nicht schwer zu prognostizieren. Der Demokrat Eric Adams (61) gilt als starker Favorit.

Brooklyns Stadtteil-Präsident dürfte die liberale Hochburg mit mehr als acht Millionen Einwohnern vor seinem republikanischen Herausforderer Curtis Sliwa (67), Gründer einer Bürgerinitiative für mehr Sicherheit auf den Straßen, gewinnen. Der Wahlkampf zwischen den beiden Männern war geprägt von persönlichen Angriffen - so nannte Adams Sliwa einen Rassisten, der diesen wiederum als elitär bezeichnete.

Wie viele Polizisten braucht New York?

Auch politisch haben die beiden Anwärter auf das höchste Amt von NewYork City sehr unterschiedliche Vorstellungen. Während der moderate Adams das umstrittene Sechs-Milliarden-Budget der Polizei zumindest im Zaum halten will, kündigte Sliwa an, 3000 neue Kräfte einstellen zu wollen. Zudem möchte Sliwa, der für das Tragen eines roten Baretts bekannt ist, die Corona-Impfpflicht für öffentliche Angestellte und Restaurant-Besucher abschaffen - Adams plant, dies beizubehalten.

Adams kann auf seine eigene Erfahrung bei der Polizei zurückgreifen. 22 Jahre lang war der in ärmlichen Verhältnissen in Brooklyn als Sohn einer Putzfrau und eines Fleischhauers geborene Adams selbst Polizist, bevor er in die Politik wechselte. 1995 gründete er eine Organisation schwarzer Polizisten, die sich gegen Rassismus bei den Sicherheitskräften einsetzt. Polizeigewalt hatte Adams als Jugendlicher selbst erlebt, als er Mitglied einer Gang war. Als 15-Jähriger wurde er nach einer Festnahme von zwei Polizisten wiederholt getreten. Damals entschied er, selbst Polizist zu werden: "Ich wollte, dass keine anderen Kinder durchmachen müssen, was ich durchgemacht habe", schrieb er 2014 in der "New York Times". "Ich wollte von innen heraus etwas verändern, indem ich Polizist werde."

Forderungen von Teilen des linken Flügels der Demokraten, landesweit Polizeikräften nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd im Mai 2020 Finanzmittel zu entziehen, hat sich Adams entgegengestellt. Er will vielmehr die Polizei stärken, um die während der Corona-Pandemie angestiegene Kriminalität zu bekämpfen. New York werde sich nicht von der Corona-Pandemie erholen und wieder für die Wirtschaft wichtige Touristen anlocken, "wenn am Times Square Menschen niedergeschossen werden", sagte er im Sommer.

Eher Pragmatiker als Ideologe

Ohnehin gehört Adams, der jahrelang im Senat des Staates New York saß, dem moderaten Demokratenflügel an und gibt sich auch betont unternehmerfreundlich. Mit diesem Kurs gewann er im Juni die Vorwahlen der Demokraten für das Bürgermeisteramt. "Sein Stil wird eher der eines moderaten Pragmatikers und nicht eines ideologischen Liberalen sein", sagt Politikprofessor Robert Shapiro von der New Yorker Universität Columbia University.

Adams, der 2016 nach einer Diabetesdiagnose tierische Produkte komplett aus seiner Ernährung strich, hat auch den Ruf eines Mannes, der Präsenz zeigt, der anpacken und entscheiden kann, während der unbeliebte Amtsinhaber de Blasio häufig als zu zögerlich kritisiert wurde. "Das ist eine Stadt, in der der Bürgermeister die dominante politische Kraft ist", sagt der Stadtpolitik-Experte Mitchell Moss von der New York University. "Es braucht jemanden, der weiß, wie man Autorität einsetzt." Adams habe "die Persönlichkeit, die die New Yorker im Amt wollen". Gewinnt der 61-Jährige wie erwartet die Wahl, wird er das Amt zum Jahreswechsel antreten.

Zusätzlich zum Amt des Bürgermeisters wird am Dienstag in NewYork auch die neue Spitze der Bezirksstaatsanwaltschaft bestimmt. Zudem wird über eine Reihe von möglichen städtischen Verfassungsänderungen entschieden - darunter einer für ein Recht auf reine Luft, sauberes Wasser und eine gesunde Umgebung.

(APA/dpa/AFP)

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