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Der Mietwagen im Urlaub ist mit Vorsicht zu genießen

Ein Auto im Urlaub ist natürlich praktisch, beim Ausleihen und Zurückgeben aber ist Vorsicht geboten.
Ein Auto im Urlaub ist natürlich praktisch, beim Ausleihen und Zurückgeben aber ist Vorsicht geboten. Unsplash
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Bei der Rückgabe eines Leihwagens sollte man päpstlicher als der Papst sein. Über einen Lernprozess.

Eigentlich mochte ich diese Autovermietung. Ihre plakative orangefarbene Werbung war mir nicht unsympathisch. Ich lieh gern bei denen aus. Sie schien mir ein bisschen teurer als die anderen zu sein, aber ich empfand die Firma als verlässlich und seriös. Daher mietete ich diesen Sommer auf dem Flughafen Rom Fiumicino einen Kleinwagen für eine Woche. Die Vermieterin erwähnte ein paar Kratzer, eingetragen auf der Kratzerskizze. Der Wagen war sehr o. k. Sieben Tage später gab ich ihn am gleichen Ort zurück. Der Mitarbeiter prüfte ihn innen und außen, ­er ging einmal um ihn herum, meinte ­daraufhin, alles sei in Ordnung, und ließ mich mit einem digitalen Stift die Übergabe bestätigen.

Keine Ahnung, was ich unterschrieb. Die könnten mir auch mein Todesurteil vorlegen, ich unterschreibe erfreut nickend alles, was sie mir hinhalten. Klar hätte ich jetzt noch Fotos von dem aus meiner Sicht (von den Kratzern bei der Anmietung abgesehen) total schadenfreien Wagen machen sollen. Auf die Idee einer Dokumentation kam ich aber bei dieser freundlichen Übergabe gar nicht. Werde das jedoch in Zukunft unerbittlich tun. Ein paar Wochen später sandte mir die italienische Damage-Abteilung des Autovermieters nämlich ein Mail mit verwackelten Fotos und einer Rechnung über 1081,30 Euro. Ein Selbstbehalt für Kratzer. Es seien neue Kratzer dazugekommen. Wo, sagten sie nicht genau.

Einer unter vielen

Irritiert forderte ich von dem Unternehmen das Übergabeprotokoll. Mein Mail wurde nicht beantwortet. Statt­dessen erhielt ich erneut die Rechnung, ohne persönliches Schreiben, mit Verzugszinsen von 7,50 Euro. Ich wandte mich an den Konsumentenschutz. Die kennen solche Probleme und setzen auf Kulanz. Ich fühle mich unschuldig. Doch wer weiß, vielleicht hat jemand einen Kratzer in den Wagen gemacht – keine Ahnung, ob ich faktisch im Recht bin. Ich durchforstete die Foren. Fälle wie meinen gibt es massenhaft, Autovermieter fordern oft solche Nachzahlungen, manche Opfer behaupten, das habe System und sei pure Geldbeschaffung. Beim nächsten Ausleihen werde ich jeden Quadratzentimeter des Wagens prüfen. Unangenehm, aber sinnvoll. 

("Die Presse Schaufenster" vom 29.10.2021)

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