Die Republik und die Stadt Wien hielten anlässlich des Terrors vor einem Jahr Gedenkveranstaltungen ab.
Der 2. November 2020 habe eine tiefe Narbe in die Geschichte der Stadt geschlagen, erklärte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Terroranschlags. Und: „Diese Stadt ist stark und diese Stadt zeigt, dass auch in Krisensituationen das Zusammenstehen, das Miteinander im Vordergrund stehen.“
Ein Jahr ist es her, dass ein 20-jähriger Attentäter in der Wiener Innenstadt, rund um die Ausgehmeile am Schwedenplatz, vier Menschen tötete und 23 teils schwer verletzte. Anlässlich des Jahrestags der Tat fanden Zeremonien des Gedenkens, im Beisein vieler Angehöriger, statt – so etwa in der Ruprechtskirche und am Desider-Friedmann-Platz.
Der Friedmann-Platz ist der Ort, an dem der neunminütige Terrorakt seinen Ursprung genommen hatte. Heute befindet sich hier ein Gedenkstein, bei dem Bürgermeister Ludwig am Dienstagvormittag einen Kranz niederlegte. Begleitet wurde er dabei von Kardinal Christoph Schönborn und Vertretern aller Gemeinderatsfraktionen. Mit dem Gedenken wolle man zum Ausdruck bringen, wie sehr man den Terrorakt verurteile. Aber auch den Familienangehörigen der Opfer wolle man Trost vermitteln, so Ludwig, auch wenn dies nicht über den Schmerz hinweghelfe. Es gebe „wenig Tröstendes, das wir den Angehörigen der Opfer sagen können“. Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) betonte zudem, dass die Stadt geschlossen gegen jede Form von Terrorismus und Gewalt stehe.
Hoffnung durch Gemeinschaft
Die Gedenkveranstaltung der Republik fand schließlich am späten Nachmittag in der Ruprechtskirche statt, unter anderem mit Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP), Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und weiteren Vertretern der Bundesregierung. Nur wenige Schritte von der Kirche entfernt, am Ruprechtsplatz, war der Attentäter von Polizisten erschossen worden. Die Musikgruppe „Weil ma glaubn“, die in der Stunde des Anschlags in der Ruprechtskirche probte, begleitete die Veranstaltung musikalisch.
„Der 2. November 2020 ist ein Datum, das nie wieder indifferent sein wird“, so Bundeskanzler Schallenberg. Er betonte die Verpflichtung, Hinterbliebenen und Verletzten bestmöglich beizustehen. „Hass, Intoleranz und Extremismus haben keinen Platz in unserer offenen Gesellschaft“, hielt er fest. Zudem meinte er, dass die Gesellschaft in dieser entscheidenden Stunde zusammengehalten habe.
„Kein Wort, das nur annähernd trösten könnte“
Bundespräsident Van der Bellen verlas schließlich die Vornamen der vier Opfer und bekundete den Hinterbliebenen seine Anteilnahme. „Es gibt kein Wort, das nur annähernd trösten könnte“, sagte er. „Aber ich bitte die Angehörigen: Bitte nehmen Sie unsere Anteilnahme an“. Man versuche nun, „gemeinsam die Wunden zu heilen“. Der Republik bleibe nur, ein Zeichen zu setzen, etwa mit dem Terroropferfonds. „Aber natürlich kann nichts dafür entschädigen, was passiert ist.“
„Warum geschieht so etwas? Warum geschieht das immer wieder?“ fragte sich abschließend Kardinal Schönborn in seiner Ansprache. Es sei heute aber nicht der Moment, darüber zu spekulieren.
Vielmehr sprach er, wie seine Vorredner, über den Geist der Gemeinschaft, der sich „beeindruckend manifestiert hat“. „Es hat sich so viel Menschlichkeit gezeigt“. Diese Seite von Österreich sei jene, auf die man schauen müsse. „Das gibt Hoffnung und Zuversicht“.