Champions League

Niederlage in Wolfsburg: Salzburg scheitert an sich selbst

Ein sichtlich enttäuschter Andreas Ulmer
Ein sichtlich enttäuschter Andreas Ulmer GEPA pictures
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Österreichs Meister schlägt in Wolfsburg aus seiner Dominanz kein Kapital und verliert mit 1:2. Es ist Salzburgs erste Saisonniederlage, die Aufstiegsfrage bleibt vorerst ungeklärt.

Fußballmeister Salzburg hat Dienstagabend eine große Möglichkeit auf das vorzeitige Erreichen des Champions-League-Achtelfinals verspielt. Der heimische Krösus verlor beim VfL Wolfsburg mit 1:2, die Tore erzielten Ridle Baku (3.) und Lukas Nmecha (60.), Maximilian Wöber (30.) gelang der zwischenzeitliche Ausgleich.

Obwohl nur 13 Tage zwischen Hin- und Rückspiel dieser beiden Teams lagen, war es ein Duell mit stark veränderten Vorzeichen. Der VfL hatte aus dem Negativlauf mitsamt der 1:3-Niederlage in Wals-Siezenheim und insgesamt acht sieglosen Partien Konsequenzen gezogen und den erst im Sommer engagierten Trainer Mark van Bommel vergangene Woche entlassen. Bei seinem Nachfolger, Florian Kohlfeldt, stellte sich sogleich der erhoffte wie oft zitierte Trainereffekt ein. Das 2:0 am Wochenende in Leverkusen hatte die Geister just zu Halloween verjagt und einer verunsicherten Mannschaft wieder etwas Zuversicht injiziert.

Adeyemi, die tragische Figur

Kohfeldt veränderte die Wolfsburger Startelf im Vergleich zum Hinspiel, das er als arbeitsloser Trainer wenn überhaupt noch vor dem Fernseher verfolgt hatte, an vier Positionen, jene der Salzburger blieb erfolgsbedingt unverändert.

Es waren gerade einmal 68 Sekunden gespielt, als Österreichs Meister die erste große Chance des Spiels vorfand. Und es folgte der Beweis, dass auch sogenannte Wunderkinder fehlbar sind. Karim Adeyemi, seit Monaten gefeiert, vergab alleinstehend vor Schlussmann Casteels. Es sollte der Anfang eines aus Salzburger Sicht merkwürdigen Abends sein. Keine zwei Minuten später erfreute sich Wolfsburg der Führung durch Baku (3.), der 23-jährige Flügelspieler hatte nach einer Fehlerkette aus kurzer Distanz getroffen.

Salzburg sah sich plötzlich einer neuen Prüfung ausgesetzt, denn in der vierten Champions-League-Begegnung lief die Elf von Matthias Jaissle erstmalig einem Rückstand hinterher. Das junge Team verfiel jedoch nicht in eine Schockstarre, im Gegenteil. Man erarbeitete sich Minute für Minute immer mehr Spielanteile und Chancen. Luka Sucic (7.) und Nicolas Seiwald (26.) setzten offensive Nadelstiche, den verdienten Ausgleich erzielte Innenverteidiger Maximilian Wöber im Stile eines Edeltechnikers via Freistoß aus gut 25 Metern. Salzburg, dieser Eindruck manifestierte sich auch in der ersten Viertelstunde nach Wiederanpfiff, hatte Spiel und Gegner weitestgehend unter Kontrolle.

Salzburg spielt, Wolfsburg trifft

Die Gäste erhöhten die Schlagzahl, Wolfsburg stemmte sich im Kollektiv dagegen, Salzburgs zweiter Treffer schien dennoch nur eine Frage der Zeit. Doch zum zweiten Mal an diesem Abend vergab Adeyemi – er wurde nach 63 Minuten ausgewechselt – eine hochkarätige Chance (50.), kurz darauf fehlte es Noah Okafors Abschluss an Präzision und Wucht. Und so wiederholte sich die Geschichte dieses Spiels. Salzburg drückte, doch Wolfsburg traf – diesmal durch Nmecha (60.) zum letztlich entscheidenden 2:1.

Okafor (79.), Benjamin Sesko (84.) und Rasmus Kristensen (88.) näherten sich dem Ausgleich nochmals an, doch er fiel nicht mehr. Nach 21 Pflichtspielen (18 Siege, drei Unentschieden) ging Salzburg unter Jaissle erstmals als Verlierer vom Platz, die Hoffnung auf das Achtelfinalticket lebt aber weiter. Die zweite Chance haben Adeyemi und Co. in drei Wochen beim Auswärtsspiel in Lille. Die Franzosen gewannen das Parallelspiel in Sevilla mit 2:1. Bei zwei ausständigen Spieltagen können noch alle vier Teams das Achtelfinale erreichen. 

Ergebnisse:

Gruppe G: Wolfsburg – Salzburg 2:1, Sevilla – Lille 1:2.

Tabelle: Salzburg (7 Punkte) vor Lille (5), Wolfsburg (5) und Sevilla (3)

Nächster Spieltag (23. November): Lille – Salzburg, Sevilla – Wolfsburg.

Gruppe E: Bayern (Sabitzer ab 72.) – Benfica 5:2, Dynamo Kiew – Barcelona (ohne Demir) 0:1.

Gruppe F: Atalanta Bergamo – Manchester United 2:2, Villarreal – YB Bern 2:0.

Gruppe H: Malmö – Chelsea 0:1, Juventus – St. Petersburg 4:2.

("Die Presse", Printausgabe 03.11.2021)

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