Frauenrechte

Abtreibung in Polen: Tod einer Schwangeren führt zu neuen Protesten

Symbolbild Abtreibungsproteste
Symbolbild Abtreibungsprotesteimago images/ZUMA Wire
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Seit 2020 gelten verschärfte Abtreibungsgesetze in Polen. Ein Abbruch ist auch bei schweren Schäden des Fötus verboten, was bei Ärzten zu Unsicherheit führt. Der Tod einer Betroffenen sorgt jetzt erneut für Proteste.

Eine 30-Jährige erlag vergangene Woche einem septischen Schock, den der zuvor abgestorbene Fötus in ihrem Bauch ausgelöst hatte. Die Polin war in das Krankenhaus der Stadt Pszczyna eingeliefert worden, weil der Embryo nicht genug Fruchtwasser zur Verfügung hatte. Um das Leben der jungen Frau zu retten, wäre ein Abbruch der Schwangerschaft notwendig gewesen. Die zuständigen Ärzte entschieden sich aber dazu, den Fötus von selbst absterben zu lassen. Sie hatten sich vor den rechtlichen Konsequenzen gefürchtet, die eine Abtreibung in Polen mit sich bringen kann, wie der Sender TVN24 berichtete.

Proteste flammen erneut auf

Der Tod der Schwangeren führte in zahlreichen Städten des Landes zu einem erneuten Aufflammen der Proteste, die im vergangenen Jahr entbrannt waren. So hielten die Demonstrierenden etwa Kleiderbügel oder Transparente in die Luft, auf denen Parolen wie „Ihr Tod klagt euch an“ oder „Ihr Herz hat noch geschlagen“ zu lesen waren.

Manche Teilnehmende trugen rote Kutten, die an Kleidung aus „The Handmaid’s Tale“ erinnert. Die dystopische Serie handelt von einem repressiven Regime, das Frauen als Gebärmaschinen sieht. Der Leiter des Krankenhauses in Pszczyna mahnte vor voreiligen Schlüssen und wies darauf hin, dass der Tod der jungen Frau momentan noch von der Staatsanwaltschaft untersucht wird.

Vorfall stößt auf weltweite Kritik

Bekannt geworden war der Fall, weil die polnische Anwältin Jolanta Budzowska in der vergangenen Woche Informationen darüber in digitalen Medien verbreitet hatte und zu Protesten aufrief. Auch die Wiener Grünen kritisierten am Dienstag die Situation in Polen. So kommentierten Frauensprecherin Meri Disoski und Delegationsleiterin Monika Vana: „Dass ein Verbot von Abtreibungen auch zu einem Ende von Abtreibungen führt, ist ein altbekannter, patriarchal-frauenfeindlicher Mythos. Wir wissen, dass die Einschränkung reproduktiver Rechte nur zu einem führt: zu Leid und Tod.“

(APA/Red.)

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