COP26

"Fußabdruck" der Superreichen 30-mal höher als verträglich

COP26 in Glasgow
COP26 in Glasgow(c) REUTERS (DYLAN MARTINEZ)
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Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müsste sich  der Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 halbieren. Die Reichsten müssten sogar um gut 97 Prozent reduzieren.

Die Pro-Kopf-Emissionen des reichsten einen Prozents der Weltbevölkerung werden im Jahr 2030 rund 30 Mal größer sein, als mit einer Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius verträglich wäre. Das geht aus einer von der Entwicklungsorganisation Oxfam anlässlich der Weltklimakonferenz COP26 vorgestellten Studie hervor, die zeigt, wie sich die bisherigen Zusagen der Regierungen auf den CO2-Fußabdruck der reicheren und ärmeren Teile der Menschheit auswirken würden.

Um die globale Erwärmung wie im Pariser Abkommen vereinbart auf 1,5 Grad zu begrenzen, dürfte im weltweiten Durchschnitt der Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen 2030 maximal 2,3 Tonnen betragen - etwa die Hälfte des derzeitigen Wertes. Die Studie "Carbon Inequality in 2030: Per capita consumption emissions and the 1.5C goal" des Instituts für Europäische Umweltpolitik (IEEP) und des Stockholmer Umweltinstituts (SEI) zeigt, dass die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung 2030 noch weit unter einem mit der 1,5-Grad-Grenze verträglichen Wert bleiben werden. Die reichsten zehn Prozent dagegen werden sie um das Neunfache überschreiten.

Reichsten müssten Emissionen um 97 Prozent reduzieren

Das reichste Prozent der Menschen wird sogar Pro-Kopf-Emissionen verursachen, die 30-fach über einem noch verträglichen Wert liegen. "Das bedeutet, dass wer zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung zählt, seine Treibhausgasemissionen im Vergleich zu heute bis 2030 um etwa 97 Prozent reduzieren müsste, um fair zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze beizutragen", lautete die Schlussfolgerung von Oxfam. Die reichsten zehn Prozent würden im Jahr 2030 für mehr Emissionen verantwortlich sein werden, als für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze zulässig wäre, unabhängig davon, was die anderen 90 Prozent tun.

Das reichste Prozent - weniger als die Bevölkerung Deutschlands - werde bis 2030 für 16 Prozent der Emissionen weltweit verantwortlich sein. Nafkote Dabi, Klimaexpertin bei Oxfam, sagte: "Mit einem einzigen Weltraumflug verursacht ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringt." Die geografische Verteilung bei den Treibhausgasemissionen verändere sich indes zunehmend: Fast ein Viertel (23 Prozent) des reichsten einen Prozents werden demnach Menschen aus China sein, ein Fünftel (19 Prozent) aus den USA und ein Zehntel aus Indien.

Studienautor Tim Gore, Leiter des Programms für kohlenstoffarme und zirkuläre Wirtschaft bei IEEP, forderte die Regierungen auf, "ihre Maßnahmen besonders auf die extrem Reichen ausrichten" und nannte Maßnahmen zur Einschränkung des CO2-Verbrauchs für Luxusgüter wie Megajachten, Privatjets und private Raumfahrt ebenso wie solche zur Begrenzung klimaintensiver Investitionen wie Aktienbesitz in der fossilen Brennstoffindustrie. "Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden die krassen Ungleichheiten bei Einkommen und Emissionen innerhalb der Weltbevölkerung bestehen bleiben. Dies stellt das Gerechtigkeitsprinzip, das den Kern des Pariser Abkommens bildet, in Frage", so Emily Ghosh vom Stockholmer Umweltinstitut. Oxfam forderte, dass alle Länder ihre Klimaziele unter dem Pariser Abkommen sofort überarbeiten. Staats- und Regierungschefs müssten stärkere Emissionssenkungen anstreben, die ihrem "fairen Anteil" entsprechen.

(APA/dpa)

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