Modepreise

Austrian Fashion Awards: Mode, nachts im Museum

Ein Showcase mit Avantgardemode im Belvedere 21, hier Entwürfe von Christoph Rumpf.
Ein Showcase mit Avantgardemode im Belvedere 21, hier Entwürfe von Christoph Rumpf.Daniel Kalt
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Die österreichischen Modepreise gingen im musealen Setting des Belvedere 21 an Petar Petrov und Jojo Gronostay.

Dass Mode hierzulande als künstlerisch überaus wertvoll empfunden wird, ist bekannt, geht vielleicht auf die Kulturhistorie seit der Wiener Werkstätte zurück und ergibt ja durchaus Sinn. Unterstrichen wird diese Wahrnehmung durch die Tatsache, dass die Austrian Fashion Association (AFA) als zuständige Institution ihre Basisförderung sowie die vergebenen Geldmittel aus zwei Kulturtöpfen bezieht – einmal vom Bund (derzeit ist das Ministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, BMKÖS, zuständig), einmal von der Stadt Wien. Dass die Austrian Fashion Awards, dotiert mit je 10.000 Euro, in einem Museum verliehen wurden, und zwar heuer im Belvedere 21, dem Karl-Schwanzer-Pavillon im Schweizergarten, ist nur stimmig.

Gesellschaftskritik

Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler, die den Modepreis der Stadt Wien überreichte, freute sich über eine Szene, die in ihrer Wahrnehmung seit ihrem Amtsantritt 2018 merkbar gewachsen sei und die sie als „vital, selbstbewusst, sozialkritisch“ wahrnimmt. Den steigenden Fokus auf Aspekte der Nachhaltigkeit hob Kaup-Hasler ebenfalls hervor, weshalb die Zuerkennung des Modepreises durch die internationale Fachjury an Jojo Gronostay gleich mehrfach Sinn ergab.

Der Deutsche mit ghanaischen Wurzeln, Absolvent eines Kunststudiums an der Wiener „Bildenden“, thematisiert mit seinem Mode-Kunst-Label Dead White Men's Clothes die Wiederverwertung und den Weiterverkauf von Second-Hand-Mode im Globalen Süden, wo diese oft funktionierende Modesysteme zum Kollabieren bringt. Gronostay ist zwar mehr im Kunst- als im eigentlichen Modekontext tätig, aber das, siehe oben, ist nichts, woran man sich im Wiener Kosmos stoßen würde.

Auch dass der „Outstanding Artist Award für experimentelles Modedesign“ des BMKÖS an Petar Petrov ging, mochte bloß formal überraschen: Der gebürtige Bulgare ist seit vielen Jahren Fixstarter der heimischen Szene und einer der wenigen auch wirtschaftlich erfolgreichen Designer, die sich international etablieren konnten.

Ob dies einem explizit experimentellen Charakter seiner Entwürfe oder vielmehr einer realistischen Einschätzung der Bedürfnisse von Kundinnen geschuldet ist, sei dahingestellt.
Abgerundet wurde die Nacht im Museum von einem Showcase, bei dem Entwürfe vieler AFA-geförderter Designer zu sehen waren, gleich Kunstwerken im Museum arrangiert: Neben Gronostay und Petrov war etwa auch Christoph Rumpf vertreten, der gerade in Paris große Erfolge feiert.

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