Porträt

„Mut ist, wenn Du es trotzdem machst“

Ali Mahlodji
Ali Mahlodjiwww.stefanjoham.com
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Er war Schulabbrecher und wurde als Start-upper bekannt. Jetzt hat Ali Mahlodji wieder ein Buch geschrieben: Es geht um Zukunftsfitness, Wir-Kultur und Entscheidungsfreude.

Aufbruchsstimmung steht neben Resignation: „Die einen wollen nach vorn, die anderen wieder zurück.“ Und „bloß nichts Neues“, sage der Großteil, fasst Ali Mahlodji seine Gespräche mit Führungskräften und Mitarbeitenden der vergangenen Wochen zusammen. Folglich identifizierte der Keynote-Speaker, Trainer, Autor, EU-Jugendbotschafter auf Lebenszeit und Unicef-Ehrenbeauftragter mit außergewöhnlicher Biografie das Thema „Zukunftsfitness“ als eines der zentralen und machte sich in seinem Buch „Next Level Work – Anleitung zum mutigeren Arbeiten“ seine Gedanken dazu.

„Next Level Work – Anleitung zum mutigeren Arbeiten“
„Next Level Work – Anleitung zum mutigeren Arbeiten“ZukunftsInstitut

„Die Menschen müssen verstehen, die Zukunft ist gekoppelt an die Entscheidungen, die wir jetzt treffen“, sagt Mahloji, der im April sein eigenes Beratungsunternehmen Future One eröffnet hat und sich vor Jahren als Co-Gründer von watchado.com, in dessen Board er weiter tätig ist, einen Namen gemacht hatte. „Entscheidungen in der Hoffnung aufzuschieben, dass die Dinge von selber besser werden, das funktioniert nicht“, das kenne man ja auch aus dem privaten Bereich. „Entscheiden heißt, vielen Optionen abzusagen, zu einer ja zu sagen und ihr eine Chance zu geben.“ Corona, bei all den entsetzlichen Folgen, habe gezeigt, was alles geht, und „wir haben gelernt: ,Wir dürfen wieder träumen!‘“

Zu entscheiden verlange auch immer Mut, aber „nicht in einem heroischen Sinn“, sagt Mahlodji, nicht im Sinn von Einzelkämpfertum. „Mut ist, wenn Du es trotzdem machst, wenn Du mit dem Rücken zur Wand stehst und den Schritt nach vorne machst, wenn Dich etwas ärgert und Du es ansprichst, Mut kann sein, etwas auszuhalten, Mut ist unaufgeregt, nicht aus Aktionismus heraus, etwas Neues zu machen.“ Der einzige Weg mit Angst umzugehen, die dem Mut möglicherweise im Weg steht, sei, sich ihr zu stellen und ihr nicht auszuweichen.

Kollaboration gefragt

Gute Entscheidungen hätte auch eine „neue Wir-Kultur“ im Blick. „Die Ichbezogenheit war wichtig, um Wohlstand aufzubauen. Doch Klima, Migration kann man als Ich nicht lösen.“ Zukunft gestalten sei eben ein kollaborativer Prozess. Das heißt: „Du musst verschiedene Sichtweisen der Welt im Unternehmen zulassen.“

Warum es vielen Menschen so schwer fällt, Entscheidungen zu treffen, liegt für Mahlodji auf der Hand. „Kinder tun sich leicht, sie ,haben ihren Kopf‘, wie man sagt.“ Doch dann komme der Bruch. Zeugnisse werden zur Währung, die aussagen sollen, wer für welche Aufgabe geeignet ist. Um Zeugnisse zu erlangen, müsse man aber „die Dinge so wiedergeben, wie es gewünscht ist.“ Doch tatsächlich sollten Mitarbeitende Dinge hinterfragen, neugierig sein und Fehler machen dürfen. Die Jobdescription ist also der Feind des Selberdenkens. „Selbstreflexion, Interessenbildung und wirtschaftliche Grundkenntnisse fehlen in der Bildung“, sagt Mahlodji.

„Wer nicht entscheidet und lieber aufschiebt, bei dem entsteht das Gefühl, handlungsunfähig zu sein“, und das gehe auf die Psyche. „Entscheidungen sind ein Zeichen dafür, handlungsfähig zu sein – und das bedeutet letztlich resilient zu sein“, sagt Mahlodji. Und noch eine Konsequenz aus konsequenten Entscheidungen stellt er klar: „Entscheidungen machen Energien frei, um Fokus auf andere Dinge zu legen“, und damit steige der Energielevel.

Selbstzweifel im Wochentakt

Apropos Energie: Er selbst nehme seine Energie aus seinem Wunsch, die Welt, wie er es selbst beschreibt, zu retten. Oder anders gesagt: „Was kann ich tun, um den Menschen zu helfen?“ Das laufe nicht ohne Zweifel ab, die ihn immer wieder, wöchentlich, wie er einräumt, einholen: „Braucht irgendjemand das, was ich mache?“ Angesichts von 196 Vorträgen, die er im Vorjahr hielt, angesichts zahlreicher Coachings und zuletzt der Anfrage des Zukunftsinstituts das Buch zu schreiben, scheint die Antwort ja zu sein.

Zur Person

Ali Mahlodji gründete im April sein eigenes Beratungsunternehmen, Future One. 1981 im Iran geboren, kam er als Kleinkind nach Österreich. Erst Schulabbrecher, dann Jobhopper und später studierter Experte für Verteilte Computersysteme, Manager bei Siemens und Sun, Co-Gründer von watchado.com, Keynote-Speaker, Trainer, Autor, EU-Jugendbotschafter auf Lebenszeit und Unicef-Ehrenbeauftragter.

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