Sprechblase Nr. 416. Warum neue Herausforderungen gesucht sind.
Jetzt haben wir ein Problem. Jahrelang haben wir uns lieber auf die Zunge gebissen, als das verpönte P-Wort auszusprechen, und haben schließlich gelobt, stattdessen nur noch den Euphemismus Herausforderung zu verwenden.
Doch heute ist der Tag der Rückübersetzung. In vielen – und das ist keine Untertreibung –, in wirklich vielen Stellenausschreibungen steht jene Suggestion, die Sprechblase-Leserin Astrid M. aufgefallen ist. Sie lautet – Achtung, Sprechblase: „Du suchst eine neue Herausforderung!?“ Auf gut Deutsch: „Du suchst ein neues Problem!?“
Schon richtig: Probleme zu erkennen, ist wichtig. Sie zu ignorieren oft fatal. Bemerkenswert ist die Suggestion jedenfalls, wird doch von Seiten vieler – und auch das ist keine Untertreibung –, wirklich vieler Unternehmen laufend behauptet, man suche Menschen, die eines sind: lösungsorientiert.
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
Die gesammelten Kolumnen finden Sie hier.
("Die Presse" Ausgabe von 9. Oktober 2021 September 2021)