Weltberühmt, aber wirklich: Eva Fischer inszeniert Wiens Visualisten-Szene

(c) Teresa Zötl
  • Drucken

Creative Industries: Die Gründerin des „sound:frame“-Festivals gewinnt vor Walking Chair und Bongfish.

Die Welt blickt nach Wien: Dieser Satz wird viel zu oft und oft viel zu großzügig verwendet, vor allem in Nationalfeiertagslaune. Manchmal aber ist doch etwas dran. Denn was Visualisierung – das Sichtbarmachen von Musik – betrifft, hatte Eva Fischer mit ihrer Dankesrede recht: Hier geht „der Blick der Welt“ tatsächlich in Richtung Wien. Und Fischer selbst ist daran nicht ganz unschuldig.

Was mit ein Grund ist, warum in der Kategorie Creative Industries die 27-Jährige die Sieger-Statuette überreicht bekam. 2007, mit erst 23 Jahren, rief die gebürtige Linzerin das „sound:frame“-Festival ins Leben. Zu Beginn bloß eine kleine Ausstellung, wuchs das Festival zu einem internationalen, interdisziplinären Event, der 2008 vom britischen DJ-Magazin zum „VJ-Event des Jahres“ gewählt wurde.

Heuer schafft Fischer, die selbst als VJ (Visual Jockey) tätig ist, offiziell den Sprung in die Wirtschaft: Mit der gleichnamigen Agentur wird „sound:frame“ zum Label für DVDs und zur Plattform für weitere Projekte: Heuer gab es einen Auftritt bei der Expo in Shanghai, 2011 fliegt man mit einem Symphonieorchester nach Melbourne. Ob Konzerte, Firmenevents, Theaterinszenierungen oder 3-D-Effekte an Hausfassaden: Das Einsatzgebiet der Visualisten ist groß und – schon wieder so ein „Nationalfeiertagswort“ – zukunftsträchtig. Das Kapital der Firma sind dabei vor allem gute Kontakte zur VJ- und Musik-Szene, darunter viele weibliche. Denn Wiens VJ-Szene ist in Frauenhand.

Wenn sie an London dächte, sagt Fischer, würden ihr vier weibliche VJs einfallen, in Wien „auf Anhieb 40“.

Der Austria'10-Gewinn, glaubt Fischer, wird noch mehr Kontakte hinzufügen: „Schon die Nominierung hat uns etwas gebracht, es redet sich mit Leuten aus der Wirtschaft leichter.“ Apropos leicht: Verlieren ist nie leicht, schade also, dass es keinen Spezialpreis für fröhliches Knapp-doch-nicht-Siegen gibt.

Die Walking-Chair-Designer Karl Emilio Pircher und Fidel Peugeot, die mit den erfolgreichen Grazer Spieleentwicklern von „Bongfish“, Michael Putz und Klaus Hufnagl-Abraham, unter die Finalisten kamen, hätten ihn verdient. Sorgen muss man sich um keinen machen: Walking Chair waren in Tokio für den „Designer of the Year“ nominiert und „Bongfish“ entwickeln aktuell ein Computerspiel für Microsoft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2010)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.