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Alte Fenster und Türen: Was es beim Sanieren zu beachten gibt

Sanierte Türen und Fenster in einem Altbau in Klosterneuburg.
Sanierte Türen und Fenster in einem Altbau in Klosterneuburg. Ecker
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Fenster und Türen zu sanieren ist vielfach günstiger und sinnvoller als ein kompletter Austausch, vor allem bei denkmalgeschützten Häusern. Doch es gibt Ausnahmen.

Die Pandemiezeit hat eines bewirkt: Viele haben sich ihrer näheren Umgebung gewidmet, weil sie mehr Zeit als gewöhnlich zu Hause verbracht haben. Oder sie haben sich daran erinnert, dass man das Home-Office auch ins Ferienhaus verlegen könnte. „Dadurch wurde ihnen bewusst, dass das Ferienhaus oft nur für den Sommer ausgestattet ist. Und das wollten sie ändern“, erinnert sich Thomas Kurz, Geschäftsführer der gleichnamigen Tischlerei. Doch auch in der Stadt fielen unschöne Fensterrahmen und Türen mehr ins Auge: „Man hat ja dadurch, dass man mehr zu Hause war, vermehrt das Verbesserungspotenzial wahrgenommen“, sagt Dominik Petz, Geschäftsführer der Tischlerei Ecker.

Eine Frage der Atmosphäre

Undichte Fugen, alte Verglasungen, Zugluft, Lärm und hohe Heizkosten: Es gibt viele Gründe, die für eine Sanierung sprechen. „Vom einfachen Fenstertausch über eine thermische Sanierung bis hin zum kompletten Um- beziehungsweise Zubau – durch die Sanierungsmaßnahmen werden nicht nur Energiekosten gespart, sondern auch Sicherheit und Wohnqualität gewonnen“, sagt Christian Klinger, Miteigentümer von Internorm. Das gilt auch für denkmalgeschützte Bauten. Vielfach ist hier der Wunsch groß, Atmosphäre zu erhalten, weiß Petz: „Gerade bei historischen Gebäuden ist die Hauptmotivation groß, die Wirkung einer Wohnung durch geeignete Fenster und Türen zu erhalten.“ Dabei kann vieles schiefgehen: „Oft stehen die Kosten im Mittelpunkt, was dazu führt, dass Fenster vermurkst werden“, ergänzt Kurz.

Das Sanieren von Fenstern und Türen ist immer dann sinnvoll, wenn sich an der technischen Ausstattung nichts ändern muss. Dichtungen können entweder geklebt oder gefräst, Glas kann ausgetauscht werden. Auch Beschläge kann man auswechseln, etwa bei Holz-Alu-Fenstern, und ein neuer Anstrich ist ebenfalls keine große Aktion. Will man allerdings technisch aufrüstet, kann es eng werden – selbst für eine Bautischlerei, die man in jedem Fall beauftragen sollte. „Beispiel Eingangstür: Eine bestehende kann man in einem Sanierungsprozess gar nicht dahin bringen, dass sie eine geprüfte Widerstandsklasse erreicht“, sagt Kurz. Allerdings bestehe die Möglichkeit, bei einem denkmalgeschützten Haus die Eingangstür quasi nachzubauen, damit ihren Stil zu erhalten und trotzdem höchsten Anforderungen zu entsprechen, versichert Petz.

Grundsätzlich könne man sagen: Alles, was aus Holz ist, lässt sich relativ kostengünstig sanieren, sagt Tischler Kurz. Wer trotzdem auf neue Fenster spekuliert, sollte genau rechnen: „Hier sind nicht nur die Kosten für die neuen Fenster zu bedenken, sondern auch die zusätzlichen Handwerker wie Maurer und Spengler, die sie in das Mauerwerk einpassen müssen“, betont Petz. Wer also keine wirklich große Baustelle eröffnen möchte oder eine Generalüberholung des Hauses plant, sollte über eine Sanierung nachdenken.

Vor allem im historischen Bereich von Städten bleibt es oft nicht dabei, „nur“ die Fenster zu tauschen. Kasten- und Pfostenstockfenster geben den Häusern in Altstädten ihren Charakter und sollten – müssen – oft erhalten werden. „Selbst bei morschen Fensterstöcken zahlt sich eine Sanierung noch aus“, sagt Kurz, der häufig mit einschlägigen Problemen in der Salzburger Altstadt befasst ist. „Fenster aus Holz können bei entsprechender Pflege eine Lebensdauer von 250 Jahren haben. Kunststofffenster schaffen nur 30.“ Wer alte Fenster erhalten möchte, sollte sich deshalb auch nach einem Fachmann umsehen, der damit vertraut ist und gute Kontakte zum Denkmalschutzamt pflegt.

Förderungstöpfe anzapfen

Und doch gibt es Situationen, in denen ein Tausch unumgänglich und auch sinnvoll ist. Etwa wenn ein Gebäude einer Fassadensanierung unterzogen wird. Oder wenn der U-Wert eines Fensters die Energie-Effizienz deutlich nach unten drückt. Der Bund vergibt für den Fenstertausch sogar Förderungen im Umfang von bis zu 2000Euro oder 30 Prozent der Kosten. Konkret profitieren kann man davon, wenn man beispielsweise Außen- und Wohnungstüren austauscht, aber auch bei Malerarbeiten im Fensterbereich. Der eigens dafür geschaffene Sanierungsscheck soll dabei helfen, Österreich bis 2040 klimafit zu machen. Deshalb sollten Sanierungswillige nicht zögern, bald Kontakt zu einem Spezialisten aufzunehmen. Denn will Österreich tatsächlich die Erhöhung der Sanierungsrate von 3,2 Prozent bis 2025 schaffen, sind das 120.000 Sanierungsmaßnahmen. Und das bedeutet: Der Terminkalender von Bautischlereien wird sehr voll werden.

SANIERUNGSSCHECK

Die öffentliche Hand greift Sanierungswilligen kräftig unter die Arme, etwa mit dem Sanierungsscheck. Die Förderungshöhe für Private beträgt 2021/22 je nach Sanierungsart zwischen 2000 Euro und 6000 Euro.

Weitere Infos dazu auf: www.oesterreich.gv.at/themen/bauen?wohnen?und?umwelt/energie?sparen/1/sanierungsoffensive.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2021)

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