Geschichte

Adriatische Kriegsschiffe im Kampfeinsatz auf der Donau

Peterwardein 1694: Das österreichische Heer und die Osmanen haben ihre Lager bezogen, der Kampf um die Donaufestung ist entbrannt.
Peterwardein 1694: Das österreichische Heer und die Osmanen haben ihre Lager bezogen, der Kampf um die Donaufestung ist entbrannt.ÖStA-KA. KPS H IIIc 162
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Mit den Kriegen gegen die Osmanen mussten die Habsburger eine Donau-Flottille aufstellen. Vorerst setzte man auf kleinere Hochseeschiffe, die sich gegenüber den leichten Kampfbooten der Türken nicht durchsetzen konnten. Dann bauten auch die Österreicher wendige Boote.

Das österreichische Heereslager im oberen Teil der Planskizze, die osmanische Zeltstadt links unten - und im Brennpunkt steht die ungarische Stadt Peterwardein. Die Grafik (rechts im Bild) verdeutlicht wie kaum ein anderes zeitgenössisches Bild einen Kriegseinsatz der Donauschiffe. Peterwardein (heute Novi Sad, ca. 70 km nördlich von Belgrad) ist 1691 von den Habsburgern erobert und zu einem der größten Bollwerke des Landes ausgebaut worden. Aber die Osmanen stießen 1694 wiederum zur Donaufestung vor.

Die Plandarstellung: Die Österreicher haben bereits eine aus Zillen und leichten Handelsschiffen errichtete Pontonbrücke zur belagerten Stadt errichtet und unmittelbar davor, flussabwärts, ihre Kriegsschiffe postiert. Diese feuern auf herankommende leichte türkische Schiffe (im Plan am rechten Rand). Auch von einem seitlichen Donauarm nähern sich türkische Schiffe, die wiederum von der Festung beschossen werden. Ein interessantes Plandetail: Die Türken haben stromaufwärts wuchtige zugespitzte Holzstämme ins Wasser gelassen, die die Pontonbrücke zerstören sollen. Und unmittelbar vor den Pflöcken schwimmt ein Türke mit einem Messer in der Hand, der die Seile der Behelfsbrücke zerschneiden soll.

Flotte als Hilfsinstrument

Die österreichische Strategie war erfolgreich, sagt Harald Fiedler, die Osmanen brachen die Belagerung ab und zogen sich zurück. Fiedler ist Referent für die k. k. Kriegsmarine im Österreichischen Staatsarchiv/Kriegsarchiv (ÖStA). „Österreich verfügte über eine Donau-Flottille für Kriegseinsätze, aber sie war ein Hilfsinstrument für das Landheer und kein eigener Heereskörper“, so der ÖStA-Historiker.

Der Aufbau einer Kriegsflotte für die Donau nahm erst 1526 nach der Schlacht von Mohács – das ungarische Heer wird von den Türken vernichtend geschlagen – Fahrt auf. Dabei orientierten sich die Habsburger an den „welschen Schiffen“, wie sie in der Adria im Einsatz standen. Das waren kleinere Hochseeschiffe mit vielen Segeln, einem hohen Aufbau und an die hundert Ruderern.

1529, bei der ersten Wiener Türkenbelagerung, kamen die ersten Schiffe nicht zum Einsatz. Die italienischen Matrosen flohen, und die vor Wien ankernden Schiffe wurden schnell verbrannt, damit sie den Türken nicht in die Hände fallen konnten. Nun verlegte man sich auf etwas kleinere Galeeren. Aber auch diese waren für die Donau überdimensioniert. Sie waren mit bis zu 60 Kanonen bestückt und hatten einen Tiefgang von bis zu zwei Metern. Für die Ruderarbeit wurden Sträflinge eingesetzt, dazu kamen die Seeleute und die Besatzung. Die Schiffe waren für die Fahrt stromaufwärts nicht geeignet, sie wurden an den Zielorten zu Brennholz verarbeitet.

Auf der anderen Seite verfügten die Osmanen über leichte, wendige Boote mit einem Tiefgang von wenigen Dezimetern. Diesen Schiffstyp kannten bereits die Ungarn, die ihre sogenannten Nassaden (später als Tschaiken bezeichnet) bauten. Nach der verlorenen Schlacht von Mohács flohen viele Nassadisten zu den Habsburgern.

Leichte Ruderschiffe bis 1865

Trotzdem waren bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts die großen Schlachtschiffe noch im Einsatz. „Prinz Eugen forderte 1717 vor der Schlacht um Belgrad den Bau dieser Schlachtpötte“, sagt Harald Fiedler. Und er bekam sie trotz der hohen Kosten auch. Der Bestand umfasste 13 derartige Galeeren.

In der Zeit Maria Theresias setzte ein Umdenken ein. Die nun im Dienst stehenden Tschaiken waren gerade einen Meter breit und konnten wegen ihrer leichten Bewaffnung kostengünstig produziert werden. Erst 1865 wurde das letzte noch bestehende Tschaikistenbataillon aufgelöst.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2021)

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