Wie aus Kafkas Schreibmaschine

Rätselhaft: Timur Vermes'Roman „U“. Das Malheur beginnt mit einer U-Bahn, die in der Station festzustecken scheint.

Timur Vermes hat einen Hang zum mystisch Rätselhaften. Schon in seinem satirischen Roman aus dem Jahr 2012, „Er ist wieder da“, ließ er Hitler mitten im modernen Berlin auf einer Wiese wiederauferstehen. Nun schuf er mit „U“ eine unheimliche Begebenheit, die sich während einer U-Bahnfahrt zuträgt. Ein Mann und eine Frau sitzen in einer Garnitur, die, so bemerken sie plötzlich, bei keiner Station mehr hält, oder anders: Eine Station haben sie überhaupt schon lange nicht mehr gesehen. Sie sind allein im Abteil, nur im Waggon vor ihrem sitzt eine Frau, offensichtlich schwanger, und so wird sie von den beiden ab nun auch genannt: „Schwanger“.

Sprachlich in Form eines extrem verknappten Bewusstseinsstroms laufen die inneren Monologe und die äußeren Dialoge der beiden aus Raum und Zeit gefallenen Figuren ab. Denn das sind sie ohne Zweifel, das wird der Leserin früher als ihnen selbst klar. Geschult an Friedrich Dürrenmatts Erzählung „Der Tunnel“ oder auch an der „Südlichen Autobahn“ von Julio Cortázar, ahnt man schnell, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Liest man sich das Buch selbst laut vor, ergeben sich interessante Effekte, das Stakkatohafte der oft unvollständigen Sätze und die Situationskomik, die teilweise aus dem Aneinandervorbeireden entsteht, kommen erst durch den mündlichen Vortrag (am besten mit verstellten Stimmen) so richtig zur Geltung.

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