Song der Woche

Was bleibt ohne Körper?

Bayonet Records
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Nat Ćmiel, geb. 1997 in Singapur, hat den Künstlernamen Yeule aus einem japanischen Sci-Fi-Videospiel. Ihr erstes Album hieß „Serotonin II“, nun folgt „Glitch Princess“.

Yeule: „Friendly Machine“.Spätestens seit dem Song „I Want to Be a Machine“ von Ultravox (1977) und natürlich dem einschlägigen Kraftwerk-Album (1978) ist der Mensch-Maschine-Vergleich im Pop weitverbreitet. Und geht oft einher mit betont maschinellen Klängen. Dieser Track beginnt mit einem Piepsen wie von einander vergebens suchenden Robotern, dann beginnt Nat Ćmiel mit heiserem Flüsterton ihren Sprechgesang: Sie fantasiert, ihr Körper sei von einem Zug überfahren worden, nun habe sie keine Identität mehr, könne sich nicht ernähren. Allmählich ordnen sich die Geräusche zu Rhythmen, die Sängerin findet eine kleine Melodie – und die Vision einer freundlichen Maschine, die ihr eine solche vorsingen könnte, ja: ihr Freund sein könnte. Mitten in diese optimistischeren Passagen fällt ein harter Satz: „On the nooze, cut me loose now, to end my suffering.“ Ein düsterer, doch fesselnder Beitrag zur uralten Leib-Seele-Debatte.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2021)

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