Globetrotter

Wie Putins Russland die ermattete Nato reanimiert

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Daseinskrise.Tiefe innere Bruchlinien durchziehen das westliche Bündnis. Moskau sorgt dafür, dass die Allianz trotzdem zusammenhält.

Eigentlich befindet sich das westliche Verteidigungsbündnis Nato in einer veritablen Daseinskrise. Der langjährige Einsatz in Afghanistan und vor allem der Abzug vom Hindukusch in diesem Sommer erwiesen sich als blamabel, ja als nutzlos. Innerhalb des Bündnisses hat sich eine Reihe von Bruchlinien zwischen den Beteiligten aufgetan – zwischen Europäern und Amerikanern, zwischen Türken und den meisten anderen, zwischen liberalen Demokratien und illiberalen Autokraten, zwischen den wehrhaften und den saumseligen Allianzmitgliedern, zwischen kontinental Fixierten und Globalisten.Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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Divergierende Interessen gab es während der vergangenen sieben Jahrzehnte zwar immer wieder im Nordatlantikpakt, doch entschlossene amerikanische Führerschaft hielt das Bündnis doch zusammen. Nach dem Ende des Kalten Krieges hielten viele die Nato für obsolet, aber der Drang der neuen Demokratien in Mittel- und Osteuropa ins westliche Bündnis gab der Nato eine neue Existenzberechtigung. Im Moment ist es die aggressive Außen- und Verteidigungspolitik Russlands, die dem dahinsiechenden Bündnis neue Lebensgeister einhaucht.

Der innere Zusammenhalt der transatlantischen Beziehungen ist mürbe geworden. Die vier Jahre von US-Präsident Donald Trump, der die Nato am liebsten aufgelöst hätte, haben tiefe Spuren hinterlassen. Das Vertrauen der Europäer in die amerikanische Führungskraft ist enden wollend, die Frustration ist groß, zumal auch der Demokrat Joe Biden mit kruden Alleingängen wie dem Ad-hoc-Abzug aus Afghanistan oder der Formierung eines neuen Bündnisses mit Australien und Großbritannien (Aukus) die Europäer gehörig irritiert.

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