Besuchstour

Michael Linhart in Usbekistan und danach im „Nordkorea Zentralasiens“

APA
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Österreichs neuer Außenminister lotet Chancen für wirtschaftliche Kooperation sowie eine Stabilisierung Afghanistans aus.

Taschkent. Österreichs Außenminister, Michael Linhart (ÖVP), traf am Sonntag im Zuge einer Reise durch Zentralasien in Usbekistan ein, wo er heute mit Außenminister Abdulasis Kamilow sowie Experten der UNO und der Islamic Studies Academy sprechen wird. Zuvor war Linhart in Kirgistan und Tadschikistan, am Dienstag endet die Tour in Turkmenistan. Hauptthema sind die Lage in Afghanistan und Wirtschaftskooperation.

Unter dem pragmatischen Präsidenten, Schawkat Mirsijojew (seit 2016), ist das 35-Millionen-Land auf liberalem Reformkurs. Verschwunden ist das Klima der Repression, das unter seinem Vorgänger, Islam Karimow, herrschte. Kritiker zweifeln allerdings an den Reformen und daran, ob das Volk davon profitiert. Kürzlich entließ der Präsident jedoch hohe Beamte, weil diese den Zugang zu sozialen Netzwerken wie Facebook gesperrt hatten.

Am Samstag unterstrich Mirsijojew (64) seinen Willen zu weiteren demokratischen Reformen. Westliche Diplomaten sprechen von hohem wirtschaftlichen Potenzial. Menschenrechtsaktivisten werfen der usbekischen Führung aber generell Verstöße gegen Grundrechte vor.

„Nordkorea Zentralasiens“

Turkmenistan, Linharts Abschlussziel, gilt indes als „Nordkorea Zentralasiens“; die totalitäre Führung des Sechs-Millionen-Einwohner-Landes weist manch groteske Züge auf. So fiel der seit 2007 amtierende Präsident und Hobbymusiker, Gurbanguly Berdimuchamedow, mit bizarren Musikvideos und elegischen Gedichten auf, die die Staatspresse veröffentlicht. Der Personenkult um ihn, vor allem aber um seinen verstorbenen Vorgänger Saparmyrat Nyýazow (im Amt 1992–2006), ist massiv. Im Vorjahr weihte der „weise Führer“ in der Hauptstadt Aşgabat ein riesiges vergoldetes Denkmal für den „Alabai“ ein, den „Staatshund“. Das ist eine Schäferhund-Art; diese Tiere waren für die einst meist nomadischen Völker Turkmenistans und anderer Länder der Region wichtig. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2021)

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