Doppelmoral

Wenige wollen sich für den Klimaschutz einschränken

Russland, St. Petersburg, Oelaustritt von einem Motorboot
Russland, St. Petersburg, Oelaustritt von einem Motorbootwww.BilderBox.com
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Eine Studie hat ergeben, dass die Sorge um Klima und Zukunft des Planeten international groß ist. Wenn es darum geht, die eigene Lebensweise zu ändern, wird die Verantwortung aber gerne an die öffentliche Hand abgegeben.

In einer groß angelegten Studie von Kantar Public, dem zweitgrößten Marktforschungsunternehmen weltweit, wurden persönliche Einstellungen zum Klimaschutz untersucht. Dabei zeigte sich länderübergreifend eine deutliche Betroffenheit. Rund drei Viertel der Befragten gaben an, über den Fortschritt des Klimawandels besorgt zu sein.

Während das Bewusstsein für die Problematik zwar hoch ist, ist die Bereitschaft, das eigene Verhalten anzupassen umso niedriger. Weniger als die Hälfte der Studienteilnehmer möchte aktiv mehr Maßnahmen treffen, um im Alltag das Klima zu schützen - lediglich 46 Prozent sind gewillt, sich selbst einzuschränken. Für viele ist das Gefühl von Machtlosigkeit dabei vorherrschend. Die Mühen des Einzelnen erscheinen wirkungslos angesichts der Klimasünden der breiten Masse und der Staatsgewalt.

Der Wunsch nach Zwang

36 Prozent der Studienteilnehmer sind der Meinung, dass sie bereits etwas zum Klimaschutz beitragen. Den Regierungen ihrer jeweiligen Heimatländer trauen die meisten Befragten deutlich weniger zu. Tendenziell ist nur die Hälfte der Studienteilnehmer der Meinung, dass ihr Staat auf angemessene Art und Weise den Planeten und die Umwelt schützt. Einzig die Singapurer haben mehr Vertrauen in die öffentlichen Maßnahmen als in ihr eigenes Handeln. Der südostasiatische Stadtstaat ist bekannt dafür, sich einen möglichst „grünen“ futuristischen Anstrich zu verleihen. Auf einer Website der Regierung werden etwa eigens Tipps für den effektiveren Umweltschutz gegeben.

Unter den Befragten zeichnet sich außerdem eine gewisse Doppelmoral ab. Man wünscht sich, dass sich etwas ändert, stellt die eigene Bequemlichkeit aber über die Verantwortung. Diese Tendenz zeigt sich auch daran, dass fast 80 Prozent gerne stärkere Regulierungen zum Klimaschutz hätten und auch dazu bereit wären, diese umzusetzen. In gewisser Weise wünschen sich die Beteiligten also Gesetze, die sie zum Schutz des Klimas „zwingen“. Sie sind sich der eigenen Verantwortung zwar bewusst, können oder wollen diese aber nur übernehmen, wenn es gesetzliche Vorgaben dazu gibt.

Schuld sind immer die anderen

Auch bei den untersuchten Präferenzen der Teilnehmer zeigt sich der Drang danach, die Verantwortung abzugeben. Im Zuge der Befragung wurden die Probanden gebeten, bestimmte Klimaschutzmaßnahmen nach deren Wichtigkeit zu ordnen. Dabei zeigte sich eine deutliche Präferenz von Maßnahmen, die den persönlichen Lebensbereich weniger einschränken. So ziehen die Befragten Schritte wie Recycling oder den Schutz des Regenwalds persönlichen Veränderungen wie der Verwendung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder der Reduktion des eigenen Fleischkonsums vor.

An der Studie waren insgesamt neun Länder beteiligt: die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien, die Niederlande, Polen, Singapur und Neuseeland. 9000 volljährige Personen wurden befragt, davon stehen je 1000 für jeden vertretenen Staat.

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