Graz

Nagl bedauert Abschied: "Nichts, was ich lieber tun würde"

Der scheidende Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP)
Der scheidende Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) APA/ERWIN SCHERIAU
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19 Jahre lang führte Siegfried Nagl Graz als Bürgermeister an - und hätte gerne weitere angehängt: "Das schönste Kapitel war es, für unsere Stadt zu arbeiten."

Der scheidende Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) hat nach 24 Jahren in der Politik - 19 davon als Grazer Stadtoberhaupt - am Montag bei einer letzten Pressekonferenz in durchaus gelöster und versöhnlicher Stimmung ein Resümee gezogen. Er zählte viele realisierte Projekte auf, bevor er gestand, dass ihm der Abschied schwerfalle: "Noch gibt es nichts, was ich lieber tun würde als das, was ich die vergangenen 24 Jahre getan habe."

"In meinem Lebensbuch gibt es noch viele Kapitel, so Gott will, aber das größte und schönste war es, für unsere Stadt zu arbeiten", meinte Nagl. Er blicke gerne zurück, er sei gerne in die Politik gegangen, als Sprecher der Grazer Kaufleute, weil er sich gedacht habe, dass man viel machen könne. "Nicht nur ins Rathaus pilgern und Ideen vorstellen, sondern selbst anpacken", beschrieb es Nagl. 2003, als er Bürgermeister wurde, sei es gleich das forderndste Jahr gewesen: "Im Jänner noch Wahlkampf, dann das EU-Kulturhauptstadtjahr, Budgeterstellung", erinnerte sich Nagl.

"Schön, so lange von Grazern Zeit bekommen zu haben"

Es sei ihm jedenfalls eine Ehre und eine Auszeichnung gewesen, einer von rund 300.000 Grazer Bürgern gewesen zu sein, der die Stadt ins 21. Jahrhundert begleiten durfte. "Es war schön, so lange von den Grazern Zeit bekommen zu haben. Ich bin fünf Mal angetreten, um einen Sportvergleich zu bemühen, und nur einmal knapp zweiter geworden", sprach Nagl die Wahlniederlage von 26. September an, als die KPÖ die ÖVP überholte.

Nagl gab sich bei der Pressekonferenz versöhnlich mit den politischen Mitbewerbern. Er wünsche dem neuen ÖVP-Team alles Gute, aber nun seien andere dran: "Ihnen wünsche ich alles Gute, dass sie im Stadtsenat und im Gemeinderat und auf Bezirksebene eine gute Hand haben und miteinander im Gespräch bleiben. Und den Mut haben, etwas zu entscheiden, das nicht sofort Applaus bringt." Zum Glück gebe es in Graz ein anderes Klima als im Bund, aber dennoch habe er Sorge, dass sich nicht mehr viele Menschen den Weg in die Politik antun würden. "Es braucht aber Persönlichkeiten, die sich das antun", sagte der Bürgermeister, der noch bis zur konstituierenden Sitzung des Gemeinderates am 17. November die Geschäfte führt.

Was ihm so leicht niemand nachmachen könne, sagte Nagl und musste schmunzeln, sei, dass er so ziemlich alle Koalitionen gesucht habe, die möglich gewesen seien. Persönlich werde er nun einige Zeit brauchen, er fühle sich nun wieder wie mit 34, sagte der 59-Jährige, ihm stünden nun wieder einige Wege offen. "Was bleibt von einem selbst, das muss sich herausfinden, auch was in mir brennt." Wenn er gebraucht werde, sei er da, etwa beim Thema Menschenrechtsstadt. Er wolle aber vorerst Zeit für die Familie haben, er schließe aber auch nichts aus.

Nagl resümierte auch umgesetzte Projekte: Von den renovierten bis neu errichteten öffentlichen Bädern, der in Graz-Eggenberg geschaffenen FH, den neuen Stadtteilen Reinighaus und Smart City, den Ausbau von Messe und Stadthalle, von Bildungseinrichtungen und Universitäten, dem Tram-Ausbau, der Gewinnung des Weltkulturerbe-Status für die Grazer Innenstadt und Schloß Eggenberg bis zu Hochwasserschutzbauten und der Einrichtung von Graz als Menschenrechtsstadt.

Auf die Frage nach künftigen Herausforderungen für Graz sagte der scheidende Bürgermeister, diese würden sich ja nicht alleine auf Graz beschränken, etwa bei der Bewältigung der Pandemie. "Egoismus gehört hintangestellt, und es braucht auch Menschen, die Kindern und Jugendlichen sagen, dass es eine gute Zukunft geben kann." Dann begleitete lang anhaltender Applaus von Mitarbeitern und - unüblicherweise - auch Journalisten den Abgang Nagls von seiner letzten Pressekonferenz als Grazer Bürgermeister.

(APA)

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