Klima-Schutz

Russlands schlingernder Klima-Kurs

Kreml
Kreml(c) EPA (Sergei Chirikov)
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Russlands Klima-Strategie bleibt auch in Glasgow unklar. Sie wird von Experten eindeutig bewertet: „höchst unzufriedenstellend“.

Auf der Klimakonferenz in Glasgow macht Russland bisher weniger durch klimapolitische Ansagen von sich reden, als vielmehr durch einen verbalen Schlagabtausch mit der ukrainischen Delegation. Thema war die Anrechnung der Emissionen von der Halbinsel Krim, die Russland 2014 annektiert hat.

In der Klimadebatte ist Russland durch die Abwesenheit von Wladimir Putin aufgefallen, nicht durch inhaltliche Beiträge. Die diesbezügliche Linie bezeichnen Experten des „Climate Action Tracker“ (CAT) als „höchst unzufriedenstellend“. CAT wird von zwei Organisationen getragen (Climate Analystics, New Climate Institute) und dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung unterstützt.

Russland war 1990 der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen – mit einem größeren Ausstoß als China und weniger als halb so vielen Emissionen wie damals die USA. Durch den Zerfall der Sowjetunion und den Einbruch der Wirtschaft ist der klimarelevante Mix, der aus russischen Quellen in die Atmosphäre gelangt, nun um ein gutes Drittel geringer als 1990.

Im russischen Bericht über die Klimapläne („Nationally Determined Contribution“, NDC) wird vor allem die Rolle der Wälder herausgestrichen. Russland werde die „größtmögliche Senke durch den Wald und andere Ökosysteme“ berücksichtigen. In seinem Statement beim „Leaders’ Summit on Climate“, zu dem US-Präsident Joe Biden in diesem April eingeladen hatte, ist Putin dadurch aufgefallen, dass er diese Formulierung des Berichts noch weiter auslegte. Er meinte in der Videobotschaft, dass auch zu berücksichtigen sei, dass Russland seine Wälder in geringerem Ausmaß genutzt hätte. Putin konkretisierte dies nicht.

Im NDC verpflichtet sich Russland, bis zum Jahr 2030 die Treibhausgas-Emissionen um 30 % zu reduzieren (gegenüber 1990). Das bedeutet, dass dann immer noch mehr als 2019 emittiert werden dürfte. Österreich will bis 2030 die Treibhausgas-Menge halbieren. Auch die längerfristigen Ziele Russlands sind nicht ambitionierter. Einen konkreten Zeitpunkt, bis zu dem die Klimaneutralität erreicht werden soll, ist nicht festgelegt, es ist nur vage von der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts die Rede.

Für den Dienstag ist das erste offizielle Statement zu erwarten, wenn die Umweltminister ihre Wortmeldungen abgeben, so auch der russische. Beobachter rechnen damit, dass Russland erneut die Rolle der Wälder herausstreichen wird (flächenmäßig befindet sich ein Fünftel aller Wälder der Erde auf russischem Territorium). Außerdem dürfte das russische Statement auf die zentrale Rolle der Atomkraft hinweisen.

Greenpeace Russland kritisiert die Klimapolitik Moskaus scharf. Die gesetzten Ziele seien völlig unzureichend, es gebe viel zu wenig Anreize für erneuer Energien. „Falsche Entscheidungen“, heißt es in einem Papier der Umweltorganisation, „sind zu vermeiden“. Konkret werden Technologien genannt, die „ökologisch weder nachhaltig noch klimaneutral genannt werden können. Dazu gehören Erdgas, Atomkraft, große Wasserkraftwerke und Wasserstoff, der unter Einsatz nicht erneuerbarer Energien gewonnen wird.“

>> Bewertung des Climate Action Tracker

>> NDC Russlands in Russisch und in Englisch

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