Sonderpreis. BuLu macht bei der Arbeitsleistung keinen Unterschied zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen und lebt Inklusion am Arbeitsplatz schon viele Jahre.
Die Buchdruckerei Lustenau, von Insidern gern BuLu genannt, ist ein traditionelles Unternehmen in Lustenau mit Firmensitz im Millennium-Park. Von insgesamt 86 Mitarbeitern sind drei Menschen mit Behinderung in den Bereichen Endfertigung und Handarbeit sowie Verwaltung integriert.
„Bei der ersten Mitarbeiterin mit einem Handicap war ausschlaggebend, dass sie eine gute Fachkraft in einer anderen Druckerei war und schon viel Know-how mitgebracht hat“, erinnert sich Geschäftsführerin Christine Schwarz-Fuchs zurück, wie überhaupt die Idee entstand, Menschen mit Behinderung im Betrieb zu integrieren. „Diese Mitarbeiterin ist nun schon seit über 20 Jahren bei uns. Bei einer anderen Mitarbeiterin ergab sich die Inklusion durch eine Krankheit. Sie kam als gesunder Mensch zu uns und wurde durch eine degenerative Krankheit zu einer Mitarbeiterin mit Behinderung.“
An vieles denken
Handicaps wie Hör- oder Gehbehinderung beziehungsweise alle Behinderungen, die den oberen Bewegungsapparat nicht einschränken, lassen sich prinzipiell mit den Arbeiten in einer Druckerei vereinbaren. Aber trotzdem bedeutet die Inklusion zahlreiche Herausforderungen. Bei einer Mitarbeiterin beginnt das bereits mit der Organisation, um die Person täglich von ihrer Wohnadresse zur Arbeit zu bringen. Besondere Stühle wurden auch angeschafft, und die Mitarbeiter sind immer einer bestimmten Ansprechperson zugeteilt.
Die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung funktioniert ausgezeichnet. Verständigungsschwierigkeiten werden mit allen möglichen Mitteln überbrückt. „Das Beste ist immer noch der Augenkontakt und Hand und Fuß.“ Wenn nötig, werden auch externe Personen wie Gebärdendolmetscher hinzugezogen. Eventuell wäre es in Zukunft möglich, Mitarbeiter mit Behinderung auch noch in anderen Bereichen zu integrieren.
Bei ALC gibt es abseits des zahlen- und faktenbezogenen Wettbewerbs einen Sonderpreis Inklusion. Dieser wird an ein Unternehmen vergeben, das sich beispielgebend hervortut bei der Integration von Menschen mit Behinderung in das und in dem beruflichen Leben. Der Preis wird zusammen mit der Organisation Zero Project vergeben.
Kriterien für die Bewertung sind: Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen (MmB) vornehmlich im ersten Arbeitsmarkt; Entwicklung und Umsetzung mit Herz und Engagement; Nachhaltigkeit und Kontinuität der Integration von MmB; Vorbildwirkung für andere Unternehmen; betriebswirtschaftlicher Zugang und Aufnahme in die Unternehmensstrategie.
Die Evaluierung des Landessiegers erfolgte durch eine namhafte Fachjury. In Vorarlberg ging der Award an die Buchdruckerei Lustenau GmbH (BuLu). Begründung der Jury:
Es wird in der täglichen Arbeit kein Unterschied zwischen MmB und Menschen ohne Behinderungen gemacht. Man ist intensiv bemüht, die Zahl der derzeit drei MmB weiter zu erhöhen – obwohl man schon jetzt keine Ausgleichstaxe mehr zahlt. Das Unternehmen bietet regelmäßig Praktika für Menschen mit Behinderungen an. Es werden Arbeitsstellen für Menschen mit Behinderungen entsprechend proaktiv angepasst, und auch in Stellenausschreibungen werden gezielt MmB angesprochen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2021)