Management

VW-Chef Diess muss um seinen Job zittern

VW-Chef Diess steht wieder im Interesse der Medien
VW-Chef Diess steht wieder im Interesse der Medien(c) REUTERS (WOLFGANG RATTAY)
  • Drucken

Mit seinen Überlegungen, Personal am Stammsitz abzubauen, sorgt der Konzernchef für Verstimmung.

Wolfsburg. Mit einer Namensspielerei bringt es Deutschlands größte Boulevardzeitung, die „Bild“, recht treffend auf den Punkt. Die Zeitung schreibt von einem „Diessaster“ – und es ist tatsächlich ein Desaster, das sich wieder einmal rund um Herbert Diess abspielt.

Der konfliktfreudige Chef des Volkswagenkonzerns könnte es diesmal allerdings übertrieben haben: Mehrere deutsche Zeitungen schreiben, dass Diess um seinen Job zittern müsse. Ein Vermittlungsausschuss des Aufsichtsrats, in dem auch die VW-Betriebsratschefin sitzt, soll sich mit dem Fall beschäftigen, Lösungen erarbeiten – oder vielleicht schon einen Nachfolger für Diess suchen.

Um was geht es in der Causa? Herbert Diess hat seiner Strategieabteilung den Auftrag erteilt, ein „Zielbild 2030“ zu erarbeiten. Dabei soll es um den notwendigen Umbau des weltgrößten Autobauers gehen, getrieben durch die Elektromobilität. In dem E-Mail schreibt Diess auch davon, dass man den Abbau von 30.000 bis 35.000 Arbeitsplätzen am Standort Wolfsburg prüfen und überlegen müsse.

Bruch mit VW-Kultur

Ein durchaus legitimes Ansinnen eines Konzernchefs, allerdings gibt es bei Volkswagen eine etwas andere Unternehmenskultur. Solche Planungen dürfen nicht einmal in der theoretischen Phase ohne Einbindung des mächtigen Betriebsrats stattfinden. Die Vertreter, so will es die Tradition in Wolfsburg, sind in alle Überlegungen einzubinden.

Entweder wurde das Mail von Diess fehlgeleitet oder es wurde bewusst von einem Mitglied des Managements weitergeleitet – so oder so, der Betriebsrat erhielt das Mail mit dem brisanten Inhalt und die neue Betriebsratschefin, Daniela Cavallo, reagierte schwer verärgert. Dabei geht es der Arbeitnehmervertreterin gar nicht primär um den Inhalt selbst oder darum, dass es einen Wandel geben muss. Sondern darum, dass solche Planungen „in der Tradition der VW-Kultur“ angegangen werden müssten. Cavallo schaltete den Aufsichtsrat unter dem Vorsitz des gebürtigen Österreichers Hans Dieter Pötsch ein. Dort musste sich Diess heftig kritisieren lassen. Ein solcher Kulturbruch werde nicht einfach toleriert, sollen ihm die Mitglieder erklärt haben.

Der eingesetzte Vermittlungsausschuss soll nun eben beraten, wie es weitergeht. Einige deutsche Medien spekulieren, dass am Ende der Beratungen der vorzeitige Abschied von Diess stehen könnte.

Vertrag verlängert bis 2025

Der Konzernchef hat nicht zum ersten Mal einen ernsthaften Konflikt mit dem Betriebsrat und dem Kontrollgremium. Schon im vergangenen Jahr gab es Meldungen über eine interne Auseinandersetzung, weil Diess den Mitgliedern des Aufsichtsrats vorgeworfen hatte, vertrauliche Informationen nach außen zu berichten und damit gegen Vorschriften zu verstoßen. Bei einer Sitzung musste sich Diess bei den Mitgliedern für seine Vorwürfe entschuldigen. Damit sei er, hieß es damals, knapp einem Rauswurf zuvorgekommen. Diess musste aber die Führung über die Marke VW abgeben.

Heuer im Sommer wurde Diess' Vertrag bis 2025 verlängert. Ursprünglich wäre er im Frühjahr 2023 ausgelaufen.

(red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.