Auszeichnung

Österreichischer Buchpreis geht an Raphaela Edelbauer

Raphaela Edelbauer wird mit dem  Österreichische Buchpreis 2021 ausgezeichnet
Raphaela Edelbauer wird mit dem Österreichische Buchpreis 2021 ausgezeichnetAPA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Die junge Wiener Autorin Raphaela Edelbauer wird für den Science-Fiction-Roman "Dave“ ausgezeichnet. Der  Debütpreis geht an Anna Albinus.

Die junge Wiener Autorin Raphaela Edelbauer wird für ihre Roman "Dave" mit dem Österreichische Buchpreis 2021 ausgezeichnet. Diese Entscheidung der Jury ist am Montagabend bei der sechsten Buchpreisverleihung im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz bekannt gegeben worden. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert. Der mit 10.000 Euro verbundene Debütpreis geht an Anna Albinus für "Revolver Christi".

Der Österreichische Buchpreis wird vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Arbeiterkammer Wien ausgerichtet. Ins Finale gekommen waren heuer auch Anna Baar mit "Nil", Daniela Chana mit "Neun seltsame Frauen", Olga Flor mit "Morituri" sowie Ferdinand Schmalz mit seinem Debütroman "Mein Lieblingstier heißt Winter". Für den Debütpreis nominiert waren zudem Anna Felnhofer mit ihrem Episodenroman "Schnittbild" sowie Clemens Bruno Gatzmaga mit "Jacob träumt nicht mehr". Die leer ausgegangenen Finalisten beider Preise erhalten jeweils 2500 Euro.

"Dave", erschienen im Jänner dieses Jahres, ist eine High-Tech-Dystopie. "Wir befinden uns in einer gar nicht fernen Zukunft, das System auf der Erde ist dank ungebremster Klimaerwärmung und extremem Wassermangel kollabiert, in einem 'Labor' knapp über dem Erdboden bilden 118.998 Menschen die vermeintliche Restbevölkerung", fasst die Jury zusammen. "Der nicht ganz zuverlässige Ich-Erzähler, der Mathematiker Syz, wird vom dubiosen Laborleiter rekrutiert, um mit seinen Erinnerungen DAVE zu füttern, den in Entwicklung befindlichen Prototyp einer künstlichen Superintelligenz." Raphaela Edelbauer habe "einen raffinierten Science-Fiction-Roman mit eingebauter Liebesgeschichte geschaffen, der nach den Gesetzen des Thrillers funktioniert. Dabei unterhält man sich nicht nur, sondern erfährt dank Edelbauers erstaunlicher Belesenheit viel über philosophische Debatten, Bewusstseins- und Gedächtnisforschung, Informatik und lernende Systeme, deren Heilsversprechen die Autorin spürbar misstraut."

Edelbauer wurde 1990 in Wien geboren und studierte Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst. Für ihr Prosadebüt "Entdecker. Eine Poetik" wurde sie 2018 mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet. Ebenfalls 2018 erhielt sie bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt den Publikumspreis. Mit ihrem Debütroman "Das flüssige Land" (2019) stand sie auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und des Österreichischen Buchpreises.

Es sei "ein Preis, der mir sehr viel bedeutet", sagte die Buchpreisgewinnerin im Gespräch mit der APA. "Ich habe heute sehr gelitten und mir nie gedacht, dass ich den Preis gewinne." Auf Twitter hatte sie für 2031 den Gewinn des Büchner-Preises angekündigt. "Ja, da muss ich mich ranhalten", schmunzelte sie, darauf angesprochen. Schon im Frühjahr 2023 soll dagegen ihr nächster Roman "Die Inkommensurablen" erscheinen. "Er spielt am Vorabend des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs in Wien und handelt von drei Jugendlichen, die bei der selben Psychoanalytikerin in Behandlung sind und parapsychologische Phänomene an sich wahrnehmen. Sie verbringen in diesem Freudentaumel bzw. dieser Weltuntergangsstimmung am Tag bevor Deutschland in den Krieg einsteigt in der Wiener Unterwelt die Nacht", kündigte Edelbauer an.

„Kriminal- und Fantasygeschichte der besonderen Art"

Debütpreis-Siegerin Anna Albinus wurde 1986 in Mainz geboren, begann mit 10 Jahren literarisch zu schreiben, studierte Katholische Theologie, Judaistik und Kunstgeschichte in Freiburg im Breisgau und Jerusalem und lebt heute in Wien. Als "Kriminal- und Fantasygeschichte der besonderen Art" lobte die Jury ihre im März in der edition.fotoTAPETA erschienene Novelle "Revolver Christi", in der sie sich als "eine erstaunlich versierte Erzählerin" erweise: "Alles ist möglich in dieser Geschichte, deren Ende sich jeder Eindeutigkeit verweigert. Das Geheimnis bleibt und das Staunen über die literarische Fertigkeit, die sprachliche Sicherheit dieses Debüts."

Die Buchpreis-Gala, traditionell kurz vor der "Buch Wien" abgehalten, war im vergangenen Jahr coronabedingt ausgefallen. Heuer wurde sie wieder durchgeführt - und wie in den Jahren zuvor von den Burgschauspielern Dorothee Hartinger und Philipp Hauß moderiert. Für die Musik sorgte heute David Helbock ́s Random/Control. Die bisherigen Österreichischen Buchpreise gingen an Friederike Mayröcker (2016), Eva Menasse (2017), Daniel Wisser (2018), Norbert Gstrein (2019) und Xaver Bayer (2020).

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Daniela Chana (Archivbild)
Shortlist Österreichischer…

Daniela Chana: Das Risotto der Raubkatze

In Daniela Chanas Erzählband „Neun seltsame Frauen“ wird die Realität durchlässig. Nebenbei entwirft die Autorin eine kleine Utopie einer Gesellschaft, nach der sich viele sehnen – weniger Kapitalismus, mehr Empathie und Interesse an den Mitmenschen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.