Morgenglosse

Faßmann fasst die Dinge an

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Der Bildungsminister macht sicher nicht alles richtig. Aber zumindest macht er irgendetwas.

Einmal nicht geschimpft ist schon zu viel gelobt, heißt es. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) weiß, was das bedeutet. Man könnte meinen: Zurecht. Immerhin ist er der oberste Krisenmanager im Bildungssystem, heftige Kritik an ihm gehört zur Jobbeschreibung. Richtig rund läuft es dort selten. In föderale Strukturen eingebettet, kann Faßmann immer nur so weit, wie ihn die Länder lassen. Oder die Eltern. Oder die Lehrer. Oder die Länder. Oder die Eltern. Oder die Lehrer...

Wie sehr sich das Kompetenzchaos rächt, zeigt die Pandemie am laufenden Band. Will Faßmann flächendeckend in den Schulen testen, muss er sich selbst um die Infrastruktur kümmern. Denn die Länderchefs, die sich zwar als „oberste Krisenmanager“ gebärden, haben das mit Ausnahme Wiens bis heute nicht zusammengebracht. Testet er nur einmal pro Woche, ist das natürlich viel zu wenig. Bricht zu Schulbeginn das Chaos aus, ist er daran schuld. Dabei lag das PCR-Fiasko zu Schulbeginn an den dafür bezahlten Laboren, die entweder nicht kindgerechte Anmeldeprozedere oder stümperhafte Logistik zum Besten gaben. (Die Absurdität, in neun Bundesländern zwei unterschiedliche Systeme aufzustellen, sei an dieser Stelle übergangen. Sie hat natürlich mit Parteipolitik zu tun).

Weniger Macht, mehr Machen

Inzwischen hat sich das System aber eingespielt. Die Millionen PCR-Tests pro Woche in den Schulen leisten einen, wenn auch mäßigen, Beitrag zur Pandemiebekämpfung. Wo andere gar nichts tun, tut Faßmann zumindest etwas. Sich etwa mehr um konstruktive Politik als um Machtspielchen kümmern. Ein Beispiel gefällig? Als Altkanzler Sebastian Kurz und Rudolf Anschober im Herbst 2020 um ihre Beliebtheitswerte wetteiferten, stellte sich der Bildungsminister neben Peter Hacker vor die Medien, um eine erste gemeinsame PCR-Teststrategie zu präsentieren - mitten im Wien-Wahlkampf. In Oberösterreich lief das Coronamanagement in Wahlkampfzeiten heuer bekanntlich gänzlich anders ab.

Unterdessen beträgt die Impfquote bei den Pädagogen 80 Prozent. Für die dritte Dosis werden die Lehrer inzwischen priorisiert. Für die Schüler organisiert sein Ressort Impf-Webinare mit Armin Wolf und lässt die Impfbusse die Schulen ansteuern. Der eigene Stufenplan, der am Donnerstag wohl die Maskenpflicht in die Oberstufen zurückbringen wird, ist klar und einfach. Darüber bestimmen zudem nicht Faßmanns Leute, sondern Experten der Corona-Kommission.

Angesichts der Unfähigkeit anderer Ressorts und Landesbüros in puncto Test- und Impfangeboten kann man Faßmanns Krisenmanagement an dieser Stelle auch einfach einmal als geringstes Übel loben. Auch wenn es die explodierenden Inzidenzen, insbesondere bei den Jungen, allein auch nicht stoppen wird. Faßmann macht also nicht alles richtig. Aber um einiges mehr als viele andere im Moment von sich behaupten können.

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