Mitarbeiter bei Springer sollen Liebesbeziehungen melden

Der Konzern möchte sich verstärkt auf dem US-Medienmarkt engagieren.
Der Konzern möchte sich verstärkt auf dem US-Medienmarkt engagieren. (c) Imago
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Schnell den Beziehungsstatus überdenken, heißt es jetzt für die Angestellten beim Axel-Springer-Verlag. Konzernchef Döpfner will neuerdings globale Regeln auf Basis angelsächsischer Standards.

Der Axel-Springer-Verlag plant nach der Affäre um den früheren "Bild"-Chef Julian Reichelt strengere Regeln für alle Beschäftigten. Demnach müssen künftig Liebesbeziehungen zwischen Managern oder Managerinnen und der Belegschaft intern offengelegt werden, wie ein Konzernsprecher am Dienstag sagte. Der Vorstand habe dies bereits im April beschlossen. Dies sei mitbestimmungspflichtig, deshalb sei man dazu in Gesprächen mit dem Betriebsrat, um eine Lösung zu finden. Was der wohl dazu sagen wird?

Konzernchef und Großaktionär Mathias Döpfner räumte ein, dass die Regeln für Beziehungen am Arbeitsplatz in den USA strenger seien. "Wir können keine doppelten Standards akzeptieren", sagte Döpfner der "Financial Times". Man werde eine globale Regel anwenden, die auf den angelsächsischen Standards basiere, weniger auf den "lockeren, niedrigeren europäischen Vorgaben".

Auslöser: Julian Reichelt und das US-Engagement

Gegen Reichelt hatte es im Frühjahr ein Compliance-Verfahren wegen des Vorwurfs des Machtmissbrauchs etwa gegenüber Frauen gegeben. Da Reichelt auch danach Privates und Berufliches nicht klar trennte und eine Beziehung mit einer "Bild"-Mitarbeiterin hatte, warf Springer ihn (nach langer Nachdenkpause) hinaus. Von einem US-Medienjournalisten konnte man dazu hören, dass fünf Prozent der Vorwürfe gereicht hätten, damit ein Manager in den USA gekündigt worden wäre.

Die Berliner sehen sich als Europas größten Digitalverlag und möchten sich auf dem Weg zur weltweiten Nummer eins verstärkt auf dem US-Medienmarkt engagieren. Springer kaufte vor kurzem die US-Nachrichtenfirma Politico und tätigte die größte Investition in der Firmengeschichte - Insidern zufolge für mehr als eine Milliarde Dollar. Für Springer ist die Entwicklung besonders heikel, weil Recherchen unter anderem der "New York Times" zur Trennung von Reichelt geführt haben und die Unternehmenskultur von "Bild" und Springer in den USA ins Kreuzfeuer der Kritik geriet.

Aus Springer-Sicht verhinderten Belegschaftsvertreter vor vier Jahren eine Regelung zu Beziehungen. Sollte es nun keinen Kompromiss geben, werde man von allen Angestellten weltweit erwarten, dass sie den Verhaltenskodex respektieren, sagte Döpfner der "Financial Times". "Wer sich nicht entsprechend verhält, muss die Firma verlassen."

(APA/Reuters)

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