Nationalrat

Einsetzung von U-Ausschuss zur ÖVP verzögert sich

Die Abstimmung im Geschäftsordnungsausschuss wurde vertagt, weil keine Einigung über Verfahrensrichter und Verfahrensanwalt erzielt werden konnte. Die Opposition ortet eine Verzögerungstaktik der ÖVP.

Die Einsetzung des von der Opposition angestrebten U-Ausschusses zu möglicher Korruption in der ÖVP verzögert sich. Der Geschäftsordnungsausschuss hat am Mittwoch die Abstimmung über den grundsätzlichen Beweisbeschluss vertagt, weil keine Einigung über Verfahrensrichter und Verfahrensanwalt sowie deren Stellvertreter erzielt werden konnte. Die Opposition machte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) dafür verantwortlich. Die ÖVP wies das zurück.

Zankapfel ist, dass Sobotka keinen Vorschlag für die Besetzung der Funktionen vorlegte, was laut Geschäftsordnung aber notwendig ist. Die ÖVP erklärte das damit, dass eine Ausschreibung für die ständige Liste von Personen, die als Verfahrensrichter und Verfahrensanwälte infrage kommen, im Laufen sei. Die Frist endet erst am 15. November und dies wolle man abwarten. Daher wurde auch der grundsätzliche Beweisbeschluss vertagt, ohne den eine Einsetzung des U-Ausschusses nicht möglich ist.

Die SPÖ ortete darin eine Verzögerungstaktik der ÖVP. Deren Fraktionsführer Jan Krainer beklagte, dass die Türkisen "dort weitermachen, wo sie im Ibiza-U-Ausschuss aufgehört haben". Das Argument, dass die Liste ausgeschrieben worden sei, ließ Krainer nicht gelten: "Das ist auch nicht so vorgesehen." Die Liste sei immer offen, und es könnten sich Interessierte jederzeit, unter Beachtung der formalen Kriterien, dafür melden. Zudem hätte Sobotka als Bewerbungsende auch einen früheren Termin ausschreiben könnte, dann hätte man heute problemlos die Einsetzung des U-Ausschusses auf den Weg bringen können.

Ähnlich auch die Kritik der Neos: Die Begründung, warum es zur Vertagung gekommen ist, ist für den stellvertretenden Klubobmann Nikolaus Scherak nicht nachvollziehbar. Die Liste sei eine "ständige", zudem hätte der Präsident die Möglichkeit gehabt, die Frist kürzer anzusetzen. Die Neos treten jedenfalls ein, rasch eine Lösung dafür zu finden, um die Einsetzung "nicht künstlich in die Länge" zu ziehen.

Leise Kritik der Grünen

ÖVP-Mandatar Wolfgang Gerstl wies die Kritik zurück. Die Liste sei vom Parlamentsdirektor ausgeschrieben worden, weil einige Personen, die sich darauf befinden, nicht mehr zur Verfügung stünden. "Um eine ordentliche Auswahl zu haben, wird die Liste erweitert", so Gerstl, der eine Verzögerung in Abrede stellte und betonte, dass die Opposition am Mittwoch keinen Antrag gestellt habe, über den hätte abgestimmt werden können. Zudem betonte Gerstl, dass es Usance sei, derartige Entscheidungen einstimmig zu treffen: "Ich kann nur davor warnen, davon abzugehen." Geht es nach Gerstl, wird der Geschäftsordnungsausschuss im Dezember erneut zusammenkommen und der U-Ausschuss im Dezemberplenum auf den Weg gebracht.

Leise Kritik an der ÖVP kam auch von den Grünen, die zwar ebenfalls für die Vertagung gestimmt haben, weil kein Vorschlag des Präsidenten für Verfahrensrichter und -anwalt vorgelegen sei, lieber aber eine rasche Einsetzung des U-Ausschusses gehabt hätten, wie Abgeordnete Nina Tomaselli erklärte: "Klar ist für uns Grüne, dass wir so schnell wie möglich anfangen möchten." Es scheine aber so, dass die ÖVP nahtlos an ihr Verhalten im Ibiza-Ausschuss anschließt wolle, so Tomaselli. Es sei an der Zeit, "dass die ÖVP zur Vernunft kommt". Tomaselli wolle nun eine Lösung finden, damit der U-Ausschuss rasch eingesetzt werden könne.

(APA)

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