"Bitte lassen Sie sich impfen"

Intensivmediziner appellieren an Junge, sich impfen zu lassen

In Videobotschaften berichten Mediziner von ihren Erfahrungen auf der Coronastation.
In Videobotschaften berichten Mediziner von ihren Erfahrungen auf der Coronastation.imago images/Shotshop
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Die Coronapatienten auf Österreichs Intensivstationen werden immer jünger. Die meisten von ihnen sind ungeimpft und haben keine Vorerkrankungen. Mediziner rufen die Bevölkerung nun per Videobotschaft zur Impfung auf.

Momentan sind laut Ages in Österreich 77 Prozent der Intensivbetten in Österreich belegt, 20 Prozent davon mit Coronapatienten. Seit Ende Oktober steigen die Zahlen wieder kontinuierlich an und befinden sich ebenso wie die Fallzahlen auf einem Allzeithoch. Der herrschende Personalmangel im Gesundheitsbereich verschlimmert die Lage. Für Intensivmediziner bedeutet das eine Dauerbelastung, die auf lange Sicht psychisch sehr belastend ist. Das belegte unlängst auch eine Umfrage der „Offensive Gesundheit". Immer mehr junge, ungeimpfte Patienten auf den Stationen tragen zu einer Verschärfung der Situation bei, die vermeidbar wäre.

Intensivpatienten werden immer jünger

Eine Initiative der Jungen Anästhesie der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) soll nun dazu beitragen, dass sich mehr Menschen gegen Covid-19 impfen lassen. Dies sei essentiell, um die Zahlen auf den Intensivstationen nicht weiter in die Höhe zu treiben. In kurzen Videos berichten Assistenz-, Jungfachärzte und Pflegepersonal von ihren Erfahrungen mit Intensivpatienten. Besonders die Geschichten von jungen, ansonsten gesunden Menschen scheinen das Personal zu prägen.

Margarete Steiner ist Assistenzärztin auf der Coronastation im Wiener AKH. Sie beschreibt den Fall eines jungen Familienvaters, der eine schwere Covid-19-Infektion nicht überlebt hat. Der Patient war unter 30, hatte keine Vorerkrankungen, war aber nicht geimpft. „Es war für uns alle ein sehr tragischer Fall, der höchstwahrscheinlich durch die Impfung hätte verhindert werden können.“, so Steiner in ihrem Videobeitrag.

Auch der Intensivmediziner Bernhard Rössler bestätigt, dass seine Patienten auf der Coronastation mit zunehmendem Fortschritt der Durchimpfungsrate immer jünger werden. Unter der älteren Bevölkerung sind mehr Menschen geimpft und haben daher ein geringeres Risiko für einen schweren Verlauf. Nahezu alle von ihnen sind ungeimpft. Der Wiener Intensivpfleger Stefan Kahri bestätigt dies. Er könne sich nicht daran erinnern, jemals einen „wirklich gesunden, geimpften Patienten" auf der Intensivstation gehabt zu haben.

„Es ist nicht leiwand"

Die prekäre Situation an den Intensivstationen zeichnet auch Jakob Vogel nach, ebenfalls Assistenzarzt im AKH. Der 38-Jährige berichtet von vielen Patienten in seinem Alter, die die Station mit schweren Folgeschäden oder gar nicht mehr verlassen hätten. Er selbst sei im Winter an Covid-19 erkrankt und könne bestätigen, dass eine Erkrankung „nicht leiwand“ sei. „Ich glaube nicht, dass es notwendig ist, dass man in diesem Alter an einer vermeidbaren, impfpräventablen Erkrankung verstirbt“, so Vogel. Er appelliert an alle: „Lasst euch impfen“, es zahle sich nicht aus, an Corona zu sterben.

Aber nicht nur die Intensivmediziner klagen über die aktuelle Belastung in Österreichs Krankenhäusern. Am Mittwoch Mittag haben österreichweit Proteste gegen den Personalmangel in Gesundheitsberufen stattgefunden. Unter dem Motto „5 nach 12“ haben kurz nach Mittag zahlreiche Angestellte aus dem Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich kurzfristig ihren Arbeitsplatz verlassen, um auf die prekäre Situation im Gesundheitswesen hinzuweisen. Der Veranstalter der Aktion, die „Offensive Gesundheit“ kritisiert den gravierenden Personalmangel, der die Betroffenen „an die Grenzen ihrer psychischen und physischen Belastbarkeit“ treibt. Der Regierung wirft die Initiative angesichts der größten Gesundheitskrise seit 100 Jahren „Untätigkeit" vor.

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