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Großer Deal unter Essenlieferanten

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Die Lieferdienste versprechen sich Vorteile durch Größe. Doch die Strategie ist gewagt.

Der US-Essenlieferdienst Doordash holt sich mit der Übernahme des finnischen Rivalen Wolt Europa auf die Menükarte. In der Nacht auf Mittwoch kündigte der US-Branchenprimus an, für Wolt sieben Milliarden Euro in einem reinen Aktiendeal auf den Tisch zu legen. Damit verschärft sich der weltweite Wettbewerb um die in der Coronakrise rasant gewachsene Kundschaft weiter.

In den USA kämpfen Doordash, Uber sowie Grubhub-Eigner Just Eat Takeaway schon lange gegeneinander, in Europa kommt noch der deutsche DAX-Konzern Delivery Hero mit Foodpanda, in Österreich mit Mjam, hinzu. „Mit Doordash als Investor im Rücken wird Wolt deutlich schneller expandieren können und noch mehr Druck auf die ,etablierten‘ Konkurrenten ausüben“, sagte DZ-Bank-Analyst Manuel Mühl. Bisher konzentrierte sich Wolt in Deutschland vor allem auf Berlin.

Die meisten der global tätigen Anbieter wie Delivery Hero schreiben wegen ihrer hohen Investitionen in ihr Wachstum rote Zahlen. Viele Experten rechnen angesichts der fortschreitenden Impfkampagnen damit, dass wieder mehr Menschen in Restaurants zum Essen gehen, was wiederum eine Konsolidierungswelle in der Branche auslösen könnte.
Viele der Essenlieferdienste argumentieren, dass ihnen Größe Vorteile verschafft, beispielsweise beim Etablieren einer Technologieplattform, über die alle Bestellungen verarbeitet werden können, oder bei Werbedeals. Berenberg-Analystin Sarah Simon sagte dazu: „Wie auch immer, am Ende handelt es sich um einen lokalen Markt und es gibt keine Synergien bei den Lieferfahrern oder dem lokalen Management oder den lokalen Marketingausgaben.“ Bereits jetzt gibt es viele Kreuzbeteiligungen. So hält Delivery Hero genau wie Amazon Anteile am britischen Wettbewerber Deliveroo aber auch am Lieferando-Eigner Just Eat Takeaway.com.

Einstieg in 22 neue Länder

Am Aktienmarkt kam der Deal gut an. Nachbörslich sprang die Doordash-Aktie um fast 19 Prozent in die Höhe. Mit der Übernahme steigt Doordash nicht nur in den deutschen Markt, sondern insgesamt in 22 neue Länder ein – darunter Dänemark, Schweden und Serbien. Die Expansion nach Deutschland war lange erwartet worden. Insidern zufolge will sich Doordash auch am deutschen Lebensmittel-Blitzlieferdienst Flink beteiligen. Konkurrent Delivery Hero ist bereits beim Flink-Wettbewerber Gorillas eingestiegen.

Wolt wurde 2014 in Helsinki gegründet, ist seither nach Europa und Asien expandiert und kommt auf mehr als 30.000 Restaurants und Läden auf seiner Plattform und 4000 Mitarbeiter. Mittlerweile zählt Wolt mehr als 2,5 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer pro Monat. Bei Doordash sind es mehr als neun Millionen. Doordash-Chef Tony Xu sagte, sein Unternehmen spiele durch den Deal „auf einer noch größeren weltweiten Bühne um einen größeren Preis“. 2022 rechnet er für das fusionierte Unternehmen mit einem bereinigten Betriebsergebnis zwischen null und 500 Millionen Dollar (432 Millionen Euro).

Im Rahmen der Übernahme steigt der Finanzinvestor EQT bei Wolt aus und erhält im Gegenzug Doordash-Aktien. Erst im Jänner hatte Wolt bei Investoren – darunter EQT, Iconiq, Tiger Global, Highland Europe und KKR – insgesamt 530 Millionen Dollar eingesammelt. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen, das auch Lebensmittel und Blumensträuße ausliefert, rund 345 Millionen Dollar um. (Reuters)

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