Expeditionen in alle Welt vergrößerten die Sammlungsbestände. Ein einheitliches Klassifikationssystem fehlte.
Geschichte

Die Verwissen­schaftlichung des Lebens

Im 17. und 18. Jahrhundert lösten öffentlich zugängliche Museen die Wunderkammern und Studierstuben der Gelehrten des Humanismus ab. Hier wurden am Übergang der Frühen Neuzeit zur Moderne die Ideen der Aufklärung verbreitet und popularisiert.

Im Jahr 1770 erging an den Bürgermeister von Wien ein Hofdekret der Kaiserin Maria Theresia. Sie verlangte sichtbare Hausnummern für jedes Gebäude in der Stadt. Der Hintergrund: Potenzielle k. k. Soldaten sollten für Rekrutierungslisten ausnahmslos erfasst werden können. Auch alle anderen, sich ständig in Bewegung befindlichen Personengruppen wurden durch das sich nunmehr ausbreitende administrative Netz adresstechnisch „fixiert“.

Die „Conscriptionsnummern“ sind nur ein Beispiel für die unzähligen Normierungsbestrebungen Ende des 18. Jahrhunderts, die in Zeiten sozialer, politischer, aber auch künstlerischer und wissenschaftlicher Umbrüche notwendig schienen. Die Bandbreite der Initiativen, die sich mit dem Ordnen – und letztlich Verwissenschaftlichen – auseinandersetzten, reichte von der Normierung von Verfahrensweisen im Bauwesen über kunstgeschichtlich inspirierte Anleitungen zur Hängung von Gemälden bis hin zur Erstellung eines Zettelkatalogs in der Hofbibliothek.

Kabinette wurden zu Museen

Auch in den Galerien und Kabinetten vollzog sich zur Zeit Josephs II., der von 1765 bis 1790 regierte, ein entsprechender Wandel der Sammlungen hin zu Museen und wissenschaftlichen Institutionen. Dieser Prozess bestimmt ihre Entwicklung seither und wirkt bis heute nach, wie die Kunsthistorikerinnen Nora Fischer und Anna Mader-Kratky (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Herausgeberinnen des Sammelbands „Schöne Wissenschaften. Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien“ (Verlag der ÖAW, 2021), konstatieren.

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