Biodiversität

Hecken als Sichtschutz, Igelherberge oder mit Naschbeeren

Welche Rolle spielen Hecken im Kampf gegen den Klimawandel?
Welche Rolle spielen Hecken im Kampf gegen den Klimawandel?(c) imago/McPHOTO (imago stock&people)
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So funktioniert Klimaschutz im eigenen Garten: Experten haben in einem Online-Tool zusammengefasst, welche Rolle Hecken im Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen spielen. Je nach Standort und gewünschtem Zweck kann man die passenden Sträucher wählen.

Der eigene Garten ist für viele ein kleines Paradies auf Erden. Geschätzt wird seine Farbenpracht, wenn alles in voller Blüte steht, und auch als Rückzugsort wird das „Wohnzimmer im Freien“ geliebt. Der Garten kann aber weit mehr – zum Beispiel die Folgen des Klimawandels mildern und zum Klimaschutz beitragen. Eine besondere Rolle kommt dabei einem gern übersehenen und vernachlässigten Gestaltungselement zu: den Hecken.
Katja Batakovic von der Initiative „Natur im Garten“ verweist zunächst auf den doppelten Kühleffekt durch das Verdunsten von Wasser über die Blätter und durch die Verschattung. An besonders heißen Sommertagen, die sich laut Klimaexperten in Zukunft häufen werden, bleiben die Temperaturen hinter einer Hecke erträglich. Zudem richten Dürrephasen weniger Schäden an, da die bepflanzten Bereiche eine längere Bodenfeuchte aufweisen. Auf diese Weise werde die Erde durch das Anlegen einer Hecke vor Austrocknung und Erosion geschützt.

Einen Überblick über die vielen Möglichkeiten, ökologisch wertvolle Hecken zu gestalten, hat das Team von „Natur im Garten“ nun online verfügbar gemacht: Der „Heckennavigator“ (willheckehaben.at) wird von der EU und vom Land Niederösterreich gefördert und listet rund 160 Straucharten mit ihren Eigenheiten und Bedeutungen für Ökologie und Klimaschutz auf.

So tragen Heckenpflanzen auch dazu bei, die Luft von Schadstoffen zu reinigen. „Sie absorbieren Feinstaub und nehmen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf, womit sie es klimaunschädlich machen“, sagt Batakovic. „Und sie produzieren Sauerstoff. Organischer Kohlenstoff und Stickstoff werden im Heckenboden gespeichert.“

Besonders in Städten sei dies wichtig für die Luftqualität. Letztlich dienen Hecken dem Erhalt der Biodiversität: Tiere nutzen sie als Nistplatz, als Rückzugsort, als Futterquelle und als Vernetzungselement. „Dornige Sträucher wie die Berberitze, der Apfeldorn oder der Sanddorn schützen den Brutplatz vor Katzen, die Vitamin-C-reichen Beeren des Holunderstrauchs sind eine begehrte Nahrung für zahlreiche Nützlinge“, sagt Batakovic. Die Kleinstrukturen der Hecke und die Streuschicht sind ein geschütztes Zuhause für Käfer, Ameisen, Igel und viele weitere Tiere.
Eine weitere Anregung der Experten: Hecken mit essbaren Blüten, Blättern oder Früchten – etwa die Apfelbeere oder die Felsenbirne – bereichern nicht nur die Küche, sondern sind auch ein Beitrag zum Klimaschutz: Auf den Tisch kommen Produkte aus dem eigenen Garten anstelle von Nahrungsmitteln, die einen langen Transportweg hinter sich haben.

Regionale Gehölze bevorzugen

Lexikon

Welche Gehölze sich am besten für eine Hecke eignen, hängt in erster Linie von standortspezifischen Faktoren wie den Lichtverhältnissen, der Bodenbeschaffenheit, der Wasserversorgung oder der Windsituation ab. „Nicht jede Strauchart kommt mit allen Bedingungen gut zurecht“, weiß Batakovic. „Und jeder einzelne Strauch hat seine individuelle ökologische Schwankungsbreite.“ Wichtig sei vor allem genügend Raum unter der Erdoberfläche, damit sich die Wurzeln gut entwickeln können.

Auch der Zweck der Hecke beeinflusst die Wahl. Will man einen Sichtschutz, etwa an der Grundstücksgrenze zum Nachbarn oder zur Straße hin, der aber nicht höher als zwei Meter werden soll, dann eignen sich die Vogesen-Rose oder die anspruchslose Schwarzkätzchen-Weide, in der sich auch Bienen wohlfühlen. Winterschmuck-Hecken zeichnen sich durch einen besonders hohen Zierwert auch in der kalten Jahreszeit aus. Die Gartenspezialisten empfehlen die Winterheckenkirsche, die zwischen Dezember und April nach Honig duftende Blüten treibt. Der Klimawandel selbst hat übrigens auch einen Einfluss auf die Wahl der Gehölze: An extremen Standorten wie in verbauten Gebieten sollten nur Sträucher gewählt werden, die eine hohe Klimatoleranz aufweisen, sagen die Experten. Batakovic: „Egal, welche Standortbedingungen oder welcher Zweck: Sträucher von regionalen Anbietern sollten es jedenfalls sein, schon wegen der Schadstoffemissionen, die ein weiter Transport mit sich bringen würde.“Der Heckennavigator ist Teilergebnis des „Sym:Bio“-Netzwerks, das in einem österreichisch-tschechischen Interreg-Programm von der EU gefördert wird (bis November 2022). Das Projekt (www.willheckehaben.at) soll das Potenzial von Grünflächen und naturnahen Gärten zur Klimawandelanpassung aufzeigen und wesentliche Akteure in den beiden Ländern vernetzen. Bepflanzungsvarianten werden samt Pflegekonzept erprobt, Best-Practice-Beispiele umgesetzt. Der Heckennavigator leistet Hilfestellung bei der Auswahl der Pflanzen für eine Hecke. Die Ergebnisse des Projekts sollen auch in einen Leitfaden münden.

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