Erneuerbare Energie

Mit der Kraft der Sonne den Weingarten bewässern

Bleibt der Niederschlag wochenlang aus, leidet die Rebe unter Trockenstress. Hier kommt das an der FH Vorarlberg entwickelte Bewässerungssystem ins Spiel: Es speist sich aus der Sonne.
Bleibt der Niederschlag wochenlang aus, leidet die Rebe unter Trockenstress. Hier kommt das an der FH Vorarlberg entwickelte Bewässerungssystem ins Spiel: Es speist sich aus der Sonne. REUTERS
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Studierende der FH Vorarlberg untersuchen am Beispiel eines burgenländischen Weinguts, wie man auf konventionelle Bewässerung verzichten und den Weingarten – trotz anhaltender Trockenperioden – CO2-neutral bewässern kann.

Wer mit bewusstem Blick durch die Hohlwege in der Weingegend geht, wird an den Lösswänden vielleicht das Wurzelwunder unter den Weingärten sehen. Bis zu 15 Meter tief kann ein Rebstock wurzeln. Er braucht in etwa 500 Liter Wasser pro Jahr und holt sich dieses üblicherweise auch mit seinen Wurzeln. Die klimawandelbedingten Hitzeperioden führen die Pflanze allerdings mitunter an ihre Grenzen. Wenn wochenlang der nötige Niederschlag ausbleibt, verdorren Jungpflanzen leicht, die Rebe leidet unter Trockenstress und bringt weniger Ertrag. Mit einer künstlichen Bewässerung kann der Ertrag bei extrem trockenen Sommern zumindest stabilisiert werden, schätzen Bewässerungsexperten. Doch das braucht Energie und Wasser.

Das burgenländische Bioweingut Roth hat sich trotzdem dafür entschieden, allerdings will man den Energiepart mitdenken. Die Winzerfamilie träumte von einem CO2-neutralen Bewässerungssystem – unabhängig vom Stromnetz oder Treibstoffen – und wandte sich mit ihrem Wunsch an die FH Vorarlberg. So entstand im vergangenen Dezember das studentische Projekt für ein Bewässerungssystem „carbOHNEdioxide“.

Die dieselbetriebenen Aggregate zur Bewässerung, die durch die Nacht surren, seien in den burgenländischen Weingärten immer öfter gang und gäbe, berichtet Fabian Vogel. Sein schwäbischer Dialekt verrät den Studenten gleich: „Ich komme aus dem tiefsten Schwabenland. Da gibt es Streuobstwiesen, aber keinen Weinbau“, sagt er.

Pumpe startet bei Sonnenschein

Gemeinsam mit vier Kollegen aus dem Studiengang „Nachhaltige Energiesysteme“ arbeitet er an einem Gerät, das mit erneuerbarer Energie auskommt. Ihr Bewässerungssystem speist sich aus Sonnenenergie und folgt einem simplen Konzept: Eine Solarpumpe ist direkt an Solarpanels angeschlossen. Bei Sonnenschein fängt die Pumpe selbstständig zu arbeiten an. Das System trennt sich in zwei Wasserkreisläufe. Der erste führt vom hofeigenen Brunnen zum Wassertank. Die Pumpe im zweiten Wasserkreislauf erzeugt sowohl konstanten Druck, als auch eine konstante Fördermenge und versorgt die Tropfschläuche im Weingarten regelmäßig. „Das geht nicht mit reiner Solarenergie, sondern mit robusten Lithium-Ionen-Akkus“, erklärt der Techniker. Drei Kilowattstunden reichen aus, um die Fläche von einem guten Hektar an einem Tag einmal ausreichend zu bewässern. Die Akkus werden allerdings über ein Batterienmanagement geladen. Dieses bezieht seine Energie jedoch wiederum von der Sonne.

Als Alternative Tautropfen einfangen

Ungelöst bleibt freilich das Problem des Wassermangels: Der Grundwasserspiegel sinkt – das Burgenland ist in Österreich besonders betroffen. „Mehr als 70 Prozent des weltweit verbrauchten Wassers gehen auf die Kappe der Landwirtschaft. Der Verbrauch steigt“, sagt Vogel. Das macht auch robuste Rebsorten für den Anbau interessanter.
Die nachhaltigste Lösung wäre aber, Regen- und Schmelzwasser zu nutzen. Tagsüber verdunstet Wasser in die Atmosphäre. Was man als Morgentau von den Grashalmen kennt, ließe sich in einem Taunetz fangen, das Wasser tropft in eine Rinne und weiter in den Tank, der an die Bewässerungsmaschine angeschlossen ist. „Es gibt Projekte dieser Art in Afrika, und wir sind bei der Recherche auf eine Bewässerungsanlage mit Taunetzen in Chile gestoßen.“ Das zu kombinieren, wäre eines der sinnvollsten Dinge, die man tun kann, um die Wasserknappheit zu entschärfen, so der Student.

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