Polen weigert sich, die EU zur Hilfe zu holen, um die Situation an der Belarus-Grenze in Griff zu bekommen. Wohl auch, damit eigene Sicherheitskräfte weiter mit aller Härte vorgehen können.
Warschau/Wien. Der Nervenkrieg an der polnischen Grenze zu Belarus erlebt jede Nacht einen neuen Höhepunkt. Im Dunklen versuchen Gruppen der im Grenzwald campierenden Menschen eine Bresche nach Polen zu schlagen. Sie durchschneiden den Zaun, werden von polnischen Soldaten zurückgedrängt. Einige zogen am Freitag auch ganz offiziell zum Grenzübergang Kuźnica. Doch auch dort wurden sie von polnischen Sicherheitsbeamten gestoppt. In der Hoffnung, in den Westen zu gelangen, sitzen viele Hundert Migranten auf belarussischer Seite am provisorischen Zaun fest. Wie viele es insgesamt sind, wie viele von ihnen bereits angesichts der tiefen Temperaturen erkrankt sind, ist nicht bekannt. Nicht einmal mehr die Zahl der Toten, Ende Oktober waren es bereits acht, wird öffentlich. Das Gebiet ist für Journalisten und internationale Beobachter gesperrt, auch EU-Vertreter dürfen es nicht betreten. Die spärlichen Nachrichten stammen von den Festsitzenden selbst über soziale Medien oder von offiziellen polnischen Quellen.