Alpine Traumstrecken: die Schweizer mit der Rhätischen Bahn.
Nachhaltig unterwegs

Der Flow von Zugreisen

Bequemlichkeit trifft Nachhaltigkeit: Der Flow, den man bei Zugfahrten spürt, ist unübertroffen. Doch welche Zukunft hat die Oberleitung? Ein Essay.

Seit 191 Jahren bewegen sich maschinenbetriebene öffentliche Verkehrsmittel auf Schienen über unseren Erdteil. Die Eisenbahn, urtümlichstes Massenverkehrsmittel, stammt aus dem Zeitalter der Industriellen Revolution. Von Dampfkraftmaschinen mit Kohle, später via Diesel oder Elektrizität angetrieben, dienten sie zunächst nicht der Mobilität der Massen. Sie waren Prestigeprojekte der herrschenden Klasse mit Salonwagen, Gefolgewagen, Küchen- und Speisewagen sowie Packwagen, letzterer direkt nach der Lokomotive platziert, um bei Unfällen als Knautschzone zu wirken. Die Salonwagen zur Unterbringung von Königinnen oder Kaisern, wie etwa der k. u. k. Hofsalonzug, hatten dabei als einzige Waggons keine Spindel-, Vakuum- und Druckluftbremsen – um den Ohren der Exzellenzen lästige Quietschgeräusche zu ersparen, wenn sie bei Tafelspitz und Apfelstrudel dinierten. Das Rattern der unebenen Laschenverbindungen zwischen den einzelnen Schienen war jedoch unvermeidlich. Zum Glück wirkte es einschläfernd und so genoss es einen guten Ruf.

Der Rhythmus der Bahn hat sich radikal geändert, ebenso wie die soziale Zusammensetzung des Publikums. Ende des letzten Jahrhunderts wurden die Laschen fast europaweit durch verschweißte Verbindungen ersetzt. Es wurde still in den Waggons. Ohne den Hang unserer Spezies zum Schnarchen hätte Totenstille in Schlaf- und Liegewagen eingesetzt. Hüpfte einst in den Couchettes pro Schiene ein imaginäres Schaf durchs imaginäre Loch im Zaun, müssen wir solche Schafe heutzutage ohne Rhythmus losschicken. Der Komfort stieg auf Kosten der Romantik, doch die durchschnittliche Schlafqualität sank.

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