Die Konferenz in Glasgow brachte CO2-Märkte, ein baldigeres Update der Klimaziele und die Erwähnung der Kohle im Schlussdokument.
Manche bezeichneten ihn zwar als „historisch“, dennoch war es naturgemäß ein Kompromiss, mit dem der UN-Klimagipfel in Glasgow (COP26) am Wochenende endete. Viele Delegierte und vor allem die meisten NGOs zeigten sich in der Folge schwer enttäuscht. Sie hätten sich konkretere Pläne zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen oder zu Hilfszahlungen der Staaten des Nordens für die ärmeren Länder des globalen Südens erwartet. Das alles gab es nicht.
Dennoch gab es in Glasgow durchaus einige kleine Schritte in die richtige Richtung. Ein Beispiel dafür ist die heftig umkämpfte Erwähnung der klimaschädlichen Kohle im Schlussdokument der Konferenz. Zwar haben China und Indien kurz vor dem Ende der Konferenz der Abschlusserklärung in diesem Punkt einiges an Wirkung genommen. In dem Dokument, das von rund 200 Staaten verabschiedet wurde, ist nun nicht mehr vom Ausstieg (phase-out) die Rede, sondern nur noch vom Abbau (phase-down).
Mehrere Länder empörten sich über diese „bittere Pille“ und warfen dem britischen Konferenzpräsidenten Alok Sharma sogar vor, sie hinters Licht geführt zu haben. So meinte etwa die Vertreterin der pazifischen Marshallinseln, auf diese Weise werde ihr der Beschluss genommen, den sie stolz nach Hause getragen hätte. Sie stimme nur zu, weil andere Elemente des Textes eine „Rettungsleine“ für die Menschen in ihrer Heimat seien.
Dennoch ist auch dieser abgeschwächte Satz ein Fortschritt. Denn es ist das erste Mal in der Geschichte der Klimakonferenz, dass Kohle überhaupt in einem Vertragstext erwähnt wird. Was wenig konkret klingt, ist trotz allem ein diplomatisches Meisterstück.
Ebenfalls auf der Haben-Seite der Konferenz steht, dass sich die Staaten verpflichtet haben, ihre neuen Einsparziele für Treibhausgasemissionen bereits Ende 2022 zu präsentieren, drei Jahre früher als ursprünglich geplant. Und auch das 1,5-Grad-Ziel aus Paris wurde neuerlich bekräftigt. Ebenso die Notwendigkeit, dass die Welt in dieser Dekade ihre Treibhausgasemissionen um 45 Prozent senkt.
Geberland erhält Einsparung
In seinen realen Auswirkungen vielleicht am wichtigsten ist jedoch, dass nun die Regeln für den internationalen Emissionshandel festgelegt wurden. Investiert ein Staat oder eine Firma in einem anderen Land in ein Klimaschutzprojekt, wird die CO2-Einsparung nun definitiv dem Geberland angerechnet. Das Empfängerland erhält dafür eine Art Transaktionssteuer. Damit soll verhindert werden, dass es eine doppelte Anrechnung für grenzüberschreitende Klimaschutz-Aktivitäten gibt, was von vielen Umweltschützern befürchtet wurde und dieses Instrument komplett nutzlos gemacht hätte. Dennoch gebe es weiterhin einige kleinere Schlupflöcher im Handelssystem, so die Kritik.
Keine Einigung gab es indes bei den Zahlungen der nördlichen Industriestaaten an die ärmeren Länder, damit diese CO2-Reduktionsmaßnahmen setzen können. Zwar wurde eine Erhöhung der Mittel in Aussicht gestellt und auch die Forderung nach Ausgleichszahlungen für Klimaschäden wurde aufgegriffen. Beides zu konkretisieren, dürfte jedoch Hauptthema auf der COP27 kommendes Jahr im ägyptischen Sharm el-Sheikh sein. (DPA/jaz)