Die US-Notenbank wird voraussichtlich wieder Staatsanleihen aufkaufen. Damit sollen die langfristigen Zinsen gedrückt werden. Ein Experte spricht von einem "Verzweiflungsakt".
Die US-Zentralbank will angesichts der schleppenden Konjunktur nächste Woche wieder die Notenpresse anwerfen. Nach ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch werde die Federal Reserve wahrscheinlich den Kauf von Staatsanleihen in Höhe von einigen hundert Milliarden Dollar über mehrere Monate ankündigen, meldet das "Wall Street Journal". Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs halten sogar zwei Billionen Dollar für möglich. Ziel des von Ökonomen "Quantitative Lockerung" genannten Manövers ist, die langfristigen Zinsen zu drücken und so die Kauflust der Verbraucher wie auch Investitionen anzukurbeln.
"Staatsanleihen-Kauf ist ein Verzweiflungakt"
Die Fed wolle schrittweise vorgehen und eine "Schocktherapie" wie beim vorangegangenen Einsatz des geldpolitischen Instruments im Kampf gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise vermeiden, hieß es weiter. Bis März dieses Jahres hatte die Zentralbank dabei hypothekenbesicherte Papiere und Staatsanleihen über rund 1,7 Billionen Dollar (1,22 Billionen Euro) erworben.
Die Wirkung der "Quantitative Lockerung" ist unter Experten umstritten. So hatte der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard, unlängst davor gewarnt, zu viel von dem Manöver zu erwarten. "Wenn die Fed jetzt wieder Staatsanleihen kauft, dann ist das ein Verzweiflungsakt", sagt Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn laut "Handelsblatt". Das Interesse an US-Staatsanleihen sinke. Damit die Marktwerte nicht in den Keller rutschen, kaufe die US-Notenbank die Papiere selbst.
Widerstand innerhalb der Fed
Aber auch innerhalb der Federal Reserve regt sich Widerstand. Richard Fisher, bislang ein loyaler Notenbanker, platzte dem "Handelsblatt" zufolge kürzlich der Kragen. Der texanische Gouverneur der Fed stellte die Geldpolitik seines Chefs Ben Bernanke infrage: "Es ist nicht klar, dass ein ausgedehnter Einsatz der unkonventionellen Geldpolitik effektiv ist".
Und Thomas Hoenig, Präsident der Fed-Filiale in Kansas City, sprach am Montag laut "Wall Street Journal" von einem "Handel mit dem Teufel". Er befürchtet einen massiven Preisauftrieb und überhitzte Märkte. Hoenig gilt als der Abweichler innerhalb der US-Notenbank. Er hat zuletzt - allein auf weiter Flur - sechs Mal in Folge gegen die Politik des billigen Geldes gestimmt. Spöttisch wird er bereits als der Ron Paul der Fed bezeichnet. Der republikanische Kongressabgeordnete Paul fordert unumwunden die Abschaffung der US-Notenbank.
(Ag./Red.)