Quergeschrieben

Es braucht positive Fehlerkultur statt Sündenbock-Mentalität

Statt aus Fehlern zu lernen, neigt man hierzulande dazu, die gesamte Energie in die Suche nach den Schuldigen zu investieren.

Es ist einer jener kulturellen Unterschiede zwischen unserem Land und den USA, die besonders ins Auge fallen: Passiert jenseits des Atlantiks dem Mitarbeiter eines Unternehmens ein Fehler, macht man sich sofort daran, zu analysieren, was falsch gelaufen ist und zu überlegen, wie man es besser machen könnte. Geschieht dasselbe in Österreich, macht man sich sofort daran, den Schuldigen zu suchen. Allein darauf konzentriert sich die Aufmerksamkeit. Die Frage, wie man es besser machen könnte, spielt eine nebensächliche Rolle. Sachliche Kritik wird schlecht vertragen, weil sie als persönlicher Vorwurf interpretiert wird – und oft auch so gemeint ist.Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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Die mangelnde Fehlerkultur hat fatale Folgen. Sie führt dazu, dass jene, die Fehler gemacht haben, nicht wagen, diese einzugestehen. Somit dauert es oft sehr lang, bis auffällt, dass etwas schiefläuft. Es wird versucht, Fehler so lang wie möglich zu vertuschen. Und es führt dazu, dass man lieber gar nichts oder nur Dienst nach Vorschrift macht, damit man möglichst nichts falsch machen kann. Innovation, Mut und Kreativität gehen so verloren.

Es stellt sich die Frage, warum man hierzulande so ein großes Problem mit der Verantwortlichkeit und der Fehlerkultur hat. Manche führen es auf die katholische Tradition zurück, in der die Schuldfrage stark im Zentrum steht. Interessant ist, dass die Schuld im spirituellen Sinn stark an Bedeutung verloren hat. Das Schuldbekenntnis im Gottesdienst und die Beichte sind aus der Mode gekommen. In der Theologie aber ist nicht nur das Einbekennen der eigenen Schuld wichtig, sondern genauso die Vergebung und die Besserung.

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