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Vor dem Mega-Lockdown kommt der Mini-Blackout

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Die verschiedenen Bedeutungen eines Modeworts und sein nicht immer sinnvoller Einsatz.

Manche Wörter kommen in Mode. Und dann muss man sie auch möglichst oft einsetzen, egal wie sinnvoll sie dann noch sind. Wenn etwa ein Medium darüber schreibt, dass es zu einem Mini-Blackout in mehreren Wiener Bezirken gekommen ist, kann man das durchaus hinterfragen. Früher hat man dazu einfach Stromausfall gesagt. Aber das triggert (auch ein hübsches Modewort) die Leser halt nicht so heftig. Nun, im Zusammenhang mit Elektrizität steht Blackout für einen totalen, womöglich großflächigen Stromausfall. Ein Mini-Blackout wäre also so etwas wie ein kleiner Riese. Vermutlich könnte man auch Lockdown light in diese Kategorie packen, aber das führt jetzt zu weit.

Dass man, wenn man derart formuliert, selbst gerade Opfer eines Blackouts sein könnte, ist natürlich nur eine Unterstellung, allerdings auch eine elegante Überleitung zu weiteren Bedeutungen des Begriffs. Darunter versteht man nämlich etwa auch einen plötzlich auftretenden kurzen Verlust des Bewusstseins oder Erinnerungsvermögens, umgangssprachlich kann man auch Unaufmerksamkeit damit beschreiben. In der Medizin kennt man Blackout als zeitweiligen Ausfall des Sehvermögens. In der militärischen Sprache steht Blackout für das nächtliche Verdunkeln von Objekten, um sie vor einem Luftangriff zu schützen. Und im Theater und Kabarett wird das plötzliche Verdunkeln am Ende einer Szene oder nach einer Pointe Blackout genannt.

Bleibt noch die Frage, welches grammatische Geschlecht Blackout hat – nun, im Fall des Stromausfalls eher männlich, aber an sich sind sowohl das als auch der Blackout zulässig. Und falls Sie einen ohnehin schon großflächigen Stromausfall medial noch ein bisschen aufplustern wollen, stellen Sie halt ein Mega davor. Das wäre dann halt ein großer Riese. Aber wenn Sie dann besser schlafen können, soll es mir auch recht sein.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2021)

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