Studie

Inflation trifft Reiche aktuell stärker als Arme

Wer es sich leisten kann, gönnt sich leichter ein neues Auto
Wer es sich leisten kann, gönnt sich leichter ein neues AutoREUTERS
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Konjunkturelle Folgen haben hohe Inflationsraten laut dem deutschen Ifo-Institut vor allem dann, wenn sie die Verbraucher unerwartet treffen.

Die extrem hohe Inflation in Deutschland trifft laut Ifo-Institut reichere Haushalte derzeit stärker als ärmere. Grund sei die Zusammensetzung des sogenannten Warenkorbs, sagte der Konjunkturchef des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo, Timo Wollmershäuser, am Dienstag. "Die hohen Preise beim Sprit und bei den Autokäufen machen bei reicheren Haushalten einen wesentlich größeren Anteil an den monatlichen Ausgaben aus." Demnach lag der Preis des Warenkorbs eines Haushalts mit einem monatlichen Nettoeinkommen über 5000 Euro im Oktober um 4,8 Prozent höher als im Vorjahr. Bei Haushalten, die weniger als 1300 Euro verdienen, war die Rate mit 4,0 Prozent deutlich niedriger. Der Schnitt und damit die Inflationsrate lag bei 4,5 Prozent und so auf dem höchsten Stand seit Ende 1993.

Die Oktoberrate für Haushalte mit einem Nettoeinkommen von 1300 bis 1700 Euro lag den Berechnungen zufolge bei 4,4 Prozent, in den Einkommensklassen von 1700 bis 5000 Euro lag sie bei 4,6 Prozent. "Im Vergleich zu 2019 müssen die ärmsten Haushalte derzeit 19 Euro und die reichsten Haushalte 111 Euro mehr pro Monat für ihren jeweiligen Warenkorb ausgeben, weil die Preise stärker stiegen als im Durchschnitt der Jahre vor der Coronakrise." Hier sei berücksichtigt, dass sich die Inflationsraten zwischen den einzelnen Haushalten unterscheiden.

"Dies schmälert ihre Kaufkraft, weil ihre Einkommen nicht im selben Maße steigen wie die Lebenshaltungskosten." Ärmere Haushalte müssten dabei ihren Konsum stärker einschränken. Im Gegensatz zu reicheren Haushalten haben sie demnach keine Möglichkeiten, die Mehrausgaben zu stemmen, da sie ihr monatliches Einkommen ohnehin schon vollständig ausgeben, sie wenig Finanzvermögen besitzen und die Verschuldungsmöglichkeiten beschränkt sind. Da die tatsächliche Inflation bei ärmeren Haushalten derzeit deutlich niedriger sei als bei reicheren, "werden diese Verteilungseffekte des Inflationsanstieges allerdings durch eine vergleichsweise geringere Zunahme der Lebenshaltungskosten von ärmeren Einkommensgruppen abgemildert". 

(Reuters)

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