Starke Nachfrage

Entwurmungsmittel Ivermectin in Oberösterreich ausverkauft

Lagerraum einer Apotheke
Lagerraum einer ApothekeDie Presse/Clemens Fabry
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Laut dem oberösterreichischen Apothekerverband ist das rezeptpflichtige Anti-Wurmmittel Ivermectin ausverkauft. Es wird von Impfskeptikern als Mittel gegen Corona beworben, auch von FPÖ-Chef Herbert Kickl. Bei Überdosierung kann es zu Vergiftungen kommen.

Das in impfskeptischen Kreisen als Mittel gegen Corona beworbene Anti-Wurm-Mittel Ivermectin, das auch FPÖ-Chef Herbert Kickl propagiert, ist in Oberösterreich offenbar sehr nachgefragt: "Ivermectin ist immer wieder ausverkauft und das obwohl es rezeptpflichtig ist", sagte Thomas Veitschegger, Vizepräsident des oberösterreichischen Apothekerverbandes, den "Oberösterreichischen Nachrichten". Bei einer Überdosierung könne Ivermectin toxisch wirken, warnen Experten.

Dennoch scheint sich Ivermectin großer Beliebtheit zu erfreuen: Apotheken müssten das Medikament aus dem Ausland nachbestellen. In seiner Apotheke in Bad Leonfelden beispielsweise habe es aus Frankreich nachgeordert werden müssen, schilderte Veitschegger und wunderte sich: "Da braucht es erst einmal einen Mediziner, der dieses Medikament zur Vorbeugung und Behandlung von Würmern auch verschreibt." Er warnte zudem vor der nicht sachgerechten Einnahme des Präparats: "Viele Leute nehmen das Medikament völlig falsch ein. Sie nehmen die weitaus höhere Dosis, die eigentlich für Pferde gedacht ist", berichtete er, "es gab schon Vergiftungen".

Nicht zur Behandlung von Covid-19 zugelassen

Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hat bereits im März vor dem Einsatz von Ivermectin gegen Corona gewarnt, auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) riet davon außerhalb klinischer Studien ab. In der EU ist das Arzneimittel nicht zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Ivermectin-Tabletten sind beim Menschen zur Behandlung von Skabies (Krätzmilbe), parasitären Wurmbefällen mit Strongyloidiasis (Zwergfadenwürmer) sowie tropischen Fadenwürmern und als Hautpräparate zur Behandlung von Kupferakne zugelassen.

Derzeit seien 28 rezeptpflichtige Präparate mit dem Wirkstoff Ivermectin in Österreich zugelassen, vier davon zur Behandlung von Menschen, der Rest für den Einsatz in der Veterinärmedizin, so das BASG. Werde nun eine Arznei zu einem anderen Zweck als dem angegebenen benutzt, könne das auch andere Nebenwirkungen hervorrufen und bei einer Überdosierung auch toxisch wirken.

Verschreibung mit „gewisser Verantwortung"

Der oberösterreichische Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser sagte, er habe keinerlei Hinweise, dass Ärzte das Präparat leichtfertig verschreiben würden. Ihm liegen auch keine Rückmeldungen der Mitglieder vor, dass es vermehrt von den Patienten angefordert werde. Aber "wenn das in einer Menge verschrieben wird, wie das früher noch nie war, ist das sicherlich auffällig", räumte er ein.

"Wir wissen nicht, wer etwas verschreibt, diese Daten liegen uns nicht vor. Wir haben kein Recht in das Verschreibeverhalten einzusehen", so der Ärztekammer-Präsident. Er betonte aber: "Eine Verschreibung ist eine ärztliche Tätigkeit, die hat eine gewisse Verantwortung, da ist man verpflichtet mit Patienten über Nebenwirkungen etc. zu reden."

Vonseiten der Apothekerkammer hieß es, man verzeichne seit Anfang des Jahres eine starke Nachfrage nach Ivermectin in ganz Österreich. Wie viel tatsächlich verkauft werde, wisse man aber nicht. Die Standesvertretung wies auf den Kontrahierungszwang hin, d.h. Apotheker müssen den Patienten aushändigen, was auf dem Rezept steht, außer es bestehe der Verdacht der missbräuchlichen Verwendung. Dann muss beim verschreibenden Arzt rückgefragt werden. Sei dies nicht möglich, sei die Abgabe zu verweigern.

(APA)

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