Führungsfehler

Wenn sich 30-Jährige vor 20-Jährigen fürchten

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Kolumne. Noch jede Generation hatte ihre Konflikte mit den nachfolgenden. Glaubt man der New York Times, kommt es diesmal schlimmer: Vor der Generation Z kapitulieren selbst Millennials.

Ein Unternehmer (30) sucht junge Mitarbeiter. Alles klar, nur die Arbeitszeiten gefallen ihnen nicht. In Stoßzeiten bis spät in die Nacht arbeiten, das wollen sie nicht. Nine-to-five auch nicht, wenn sie mit dem Tages-Soll fertig sind, wollen sie heim.

In einem eben den Kinderschuhen entwachsenen Start-up delegiert ein Praktikant seine Aufgabe zurück an den Gründer (31). Er möge sie selbst zu Ende bringen, lässt er ihn per Slack wissen.

In einem US-Handelsunternehmen verlangt eine Mitarbeiterin, während ihrer Periode bezahlt freigestellt zu werden. Wegen der Krämpfe, teilt sie der Geschäftsführerin (30) mit. Dass die selbst monatlich Beschwerden hat und dennoch arbeitet, interessiert sie nicht.

An einem Samstag im Juni 2020, als gerade die Black-Lives-Matter-Welle über Amerika rollt, unterbricht ein junger Social-Media-Manager das Wochenende seiner Chefin (34): Wie sie die Proteste zu unterstützen gedenke?  

Diese vier Beispiele sind dem Artikel „The 37-Year-Olds Are Afraid Of The 23-Year-Olds Who Work for Them“ der New York Times entnommen. Ihre gemeinsame Klammer: Alle jungen Chefs, ihres Zeichens Millennials, sind hilflos angesichts der selbstbewusst bis grob vorgebrachten Forderungen ihrer noch jüngeren Mitarbeiter.

Natürlich liefert die New York Times auch eine Analyse: Die Millennials traten rund um die Finanzkrise 2008 in die Arbeitswelt ein und schätzten sich glücklich, überhaupt einen Job ergattert zu haben. Einen festen Platz, ein Büro zu haben, das gab ihnen Sicherheit – und zwischendurch spielten sie eine Runde Tischfußball. Das genügte, um sich frei und selbstbestimmt zu fühlen.

Die Gen Z wiederum, neuerdings definiert als jene, die zu 9/11 noch nicht geboren waren, treten rund um die Pandemie in die Arbeitswelt ein. Ihr Leben war schon davor virtuell dominiert, Arbeitsorte, -zeiten und -regeln sind ihnen egal. Regeln ganz besonders. Ihre persönlichen Bedürfnisse stehen über allem. Weil aber die Millennials die noch Jüngeren brauchen, erfüllen sie deren Wünsche.

Letztes Beispiel aus dem Artikel: Nach einem Vortrag des Gründers (22) einer Marketingfirma, die auf die Gen Z spezialisiert ist, meldet sich eine Praktikantin. Sie fühle ihre Werte nicht zur Gänze im Marketing ihres Arbeitgebers reflektiert, klagt sie. Ob er einen Rat für sie habe?

„Ganz einfach“, antwortet der Mann, „sie sollen dich zur Vizepräsidentin machen.“

 

Diese Kolumne startete im Jänner 2015 mit dem Anspruch, die lustigen, traurigen, zum Kopfschütteln anregenden, manchmal tragischen Varianten von Führungsfehlern abzubilden. Die finden sich überall: im gigantischen Konzern wie in der Kleinfamilie.

Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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