Klima

Zwölf Euro für besseres Essen und weniger Klimabelastung

Fürs Klima und dessen Belastung ist nicht einerlei, was auf den Teller kommt. Für die Gesundheit auch nicht. Im Bild: Käsekrainer in einer Wiener Fabrik.
Fürs Klima und dessen Belastung ist nicht einerlei, was auf den Teller kommt. Für die Gesundheit auch nicht. Im Bild: Käsekrainer in einer Wiener Fabrik.(c) REUTERS (Heinz-Peter Bader)
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Zwischen Messer und Gabel entscheidet sich die Zukunft des Klimas. Auch. Die Umweltorganisation „Greenpeace“ legt dazu eine Studie vor.

Was wir einkaufen und was wir essen ist ein entscheidender Klimafaktor. „Auch“ ist unbedingt dazuzusagen, weil Ernährung nicht der alleinige Treiber für Treibhausgase ist. Aber einer, der tagtäglich von jeder und jedem beeinflusst werden kann. Wie sehr, zeigt die Studie „Klimaschutz und Ernährung“, die vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau erstellt worden ist - im Auftrag von Greenpeace und „Ja! Natürlich“, einer Bio-Schiene des Rewe-Konzerns (Billa und Billa plus, vormals Merkur).

Die wichtigste Stellschraube zwischen Kühlschrank und Herd ist die Entscheidung, wie viel Fleisch in der Pfanne landet. Wer sich fleischlos ernährt und auch auf Milch und Käse aus dem Speisezettel streicht, verringert den ökologischen Fußabdruck am nachhaltigsten. Auf ganz Österreich umgelegt bedeutete die Umstellung auf vegane Kost, dass 9,2 Millionen CO2-Äquivalent verringert werden – dies entspricht den Jahres-Gesamtemissionen von Wien; mehr als ein Zehntel der Treibhausgas-Ausstoßes, den Österreich verursacht.

Wem das nicht schmeckt und wer, dann und wann, doch ein Schnitzel, Steak, Tafelspitz oder ähnliches brutzeln lassen und auch Milch, Käse und Butter im Kühlschrank behalten will, hat mit dieser fleischreduzierten Kost immer noch Merkbares für den Klimaschutz getan: Umgelegt auf ganz Österreich hieße diese Ernährungsweise, dass es um 3,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent eingespart werden können – immerhin noch die Menge Treibhausgase, die in einem Jahr auf Kosten des Bundeslands Salzburg geht.

„Fleischreduziert“ bedarf einer kurzen Erläuterung: Durchschnittlich werden pro Kopf und Jahr in Österreich 63 Kilogramm Fleisch verzehrt. Die österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) findet, dass dies deutlich zu viel sei; es führt zu Beeinträchtigung der Gesundheit und des Wohlbefindens. In der Studie wird von der Reduktion auf ein Drittel des derzeitigen Fleischkonsums – also auf 16 bis 23 Kilogramm pro Jahr und Person ausgegangen. Das entspricht auch der Menge, welche die ÖGE empfiehlt.

Und wer die Schraube noch etwas weiter dreht, indem nur noch Bio-Ware auf den Teller kommt (also ohne Chemie), verringert den ökologischen Fußabdruck dramatisch – eine Reduktion der Treibhausgase um mehr als zwei Drittel ist möglich.

Greenpeace hat auch berechnet, mit welchen Kosten dies verbunden ist. Herangezogen wurden dabei Rind- und Schweinefleisch, Eier, Milch, Hafermilch, Tofu, Brot, Paradeiser und Äpfel. Unter der Annahme eines Haushalts mit vier Personen wäre die Komplett-Umstellung auf bio möglich, wenn man im Durchschnitt 12 Euro pro Woche mehr ausgibt als bisher – nur, und das ist entscheidend – für einen anders zusammengesetzten Speisezettel. Saisonal ist dabei ebenso wichtig wie regional. Ohne an dieser Stelle ins Detail zu gehen: Wichtige Faktoren sind auch, wie es dem Ackerboden geht. Je schonender Bauern mit ihm umgehen, desto besser für das Klima.

Abzuklären bleibt noch das Ausmaß der Lebensmittel-Abfälle – hier wird unterschieden nach vermeidbaren und nach nicht vermeidbaren. Über letztere gibt es keine gesicherten Zahlen. Die vermeidbaren Abfälle summieren sich über alle Sektoren auf mehr als eine Million Tonnen pro Jahr, wobei es hier noch Unschärfen bei der Berechnung gibt.

Die Einsparpotentiale sind jedenfalls groß. Um sie tatsächlich auch mobilisieren zu können, sind allerdings Maßnahmen notwendig. „Wir brauchen zunächst einmal einen Bio-Aktionsplöan“, sagt Natalie Lehner, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace Österreich. Sie fordert, dass bis 2030 der Anteil von biologisch bewirtschafteten Flächen auf 40 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen steigt. Derzeit sind es 26%. Bis Ende des Jahrzehnts soll auch der Fleischverbrauch halbiert werden. Zentrale Bedeutung habe auch die lückenlose Kennzeichnung von Lebensmitteln – Produktionsweise, Tierhaltung und Herkunft stehen hier im Mittelpunkt. Die Umweltorganisation fordert vom Handel nicht nur die konsequente Einführung von Mehrweg-Verpackungen und die Reduktion von Billigangeboten, Gratisaktionen und Mehrstückpackungen.

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