Brüssel-Briefing

Osteuropas desinformierte Impfmuffel

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BULGARIA-HEALTH-VIRUS-DEMOAPA/AFP/NIKOLAY DOYCHINOV
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Keines der einstigen kommunistischen EU-Mitglieder hat eine Impfquote über 60 Prozent. In Rumänien ist gar nur jeder dritte, in Bulgarien nur jeder vierte geimpft. Eine Folge der Abwesenheit seriöser Massenmedien und schwerer Desinformationskampagnen aus Russland und China - gegen welche die EU wenig bis nichts tun kann.

Können Sie sich noch erinnern? Vor fast auf den Tag genau acht Monaten verhalf der damalige Bundeskanzler seinem Unmut darüber Ausdruck, dass manche EU-Staaten im Rahmen des gemeinsamen Bestellprogramms weniger Impfstoff geordert beziehungsweise geliefert bekommen hätten, als ihnen diese quotenmäßig zustünde. Immer und immer wieder brachte Sebastian Kurz in diesen Märztagen Bulgarien als besonders ungerecht versorgtes Land vor. Zwar lag das daran, dass die Bulgaren (und damit waren sie nicht allein) aus Preis- und logistischen Gründen fast ausschließlich auf den Impfstoff von AstraZeneca gesetzt hatten, bei dem es - wie werden wir das nur je vergessen? - heftige Lieferprobleme gab. Aber egal: dass Bulgarien, Rumänien und andere osteuropäische Länder offenkundig enormen Impfstoffmangel hatten, war augenscheinlich.

Heute ist das Problem komplett umgekehrt. An Impfstoff mangelt es weder Bulgarien noch Rumänien oder den anderen Staaten im Osten der EU. Im Sommer verkaufte Rumänien gar 600.000 Dosen von Biontech-Pfizer an Irland, weil die abzulaufen drohten. Es mangelt in allen postkommunistischen Staaten vielmehr an Impfwilligen. Und nicht nur in Brüssel grübelt man: warum?

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