Sicherheitskräfte schossen laut Berichten auf Demonstranten. Militärmachthaber General Abdel Fattah al-Burhan hatte sich per Dekret zum Vorsitzenden eines Übergangsrates ernannt.
Bei Kundgebungen für Demokratie im ostafrikanischen Sudan sind 15 Zivilisten durch den Einsatz scharfer Munition getötet worden. Außerdem sollen Sicherheitskräfte versucht haben, die Versorgung von Verletzten in der Hauptstadt Khartum zu behindern, erklärte das Zentralkomitee der sudanesischen Ärzte (CCSD) in der Nacht zum Donnerstag. Vor allem in Bahri im Norden der Hauptstadt fehle in den Krankenhäusern Personal, um die Verletzten zu behandeln.
Am Mittwochnachmittag hatten zahlreiche Menschen gegen die
Machtübernahme durch das Militär protestiert. Sicherheitskräfte
seien mit Tränengas gegen die Demonstranten vorgegangen und hätten
wichtige Brücken und Straßen gesperrt, berichtete der Fernsehsender
Al Jazeera. Seit dem Putsch am 25. Oktober sind die meisten
Telefonleitungen und Internetverbindungen blockiert.
Das Militär hat in dem Land mit rund 44 Millionen Einwohnern die Macht übernommen und die zivile Regierung aufgelöst. Militärmachthaber General Abdel Fattah al-Burhan ernannte sich per Dekret zum Vorsitzenden eines Übergangsrates. Der Kommandeur der aus einer Miliz hervorgegangenen militärischen Spezialeinheit Rapid Support Forces, Mohamed Hamdan Dagalo, wurde zum Stellvertreter ernannt. Sowohl al-Burhan als auch Dagalo sollen in der Vergangenheit an schweren Menschenrechtsverletzungen beteiligt gewesen sein.
Putsch statt Rückzug auf Übergangsregierung
Bis zu dem Putsch stand al-Burhan gemeinsam mit dem nun entmachteten Regierungschef Abdalla Hamdok an der Spitze einer Übergangsregierung. Westliche Länder und die Vereinten Nationen dringen auf eine Wiedereinsetzung der zivilen Regierung. Im April 2019 war der Langzeit-Machthaber Omar al-Bashir nach monatelangen Massenprotesten und einem Militärputsch aus dem Amt getrieben worden. Das Militär, angeführt von al-Burhan, und die zivile Opposition einigten sich in einem Verfassungsabkommen auf eine gemeinsame Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen 2022 ebnen sollte. Demnach hätte sich al-Burhan noch dieses Jahr aus der Übergangsregierung zurückziehen und die Führung des Landes Zivilisten überlassen müssen.
Zudem plante die zivile Regierung umfangreiche Wirtschaftsreformen, durch die das Militär erhebliche ökonomische Verluste hätte hinnehmen müssen. Das Militär war auch gegen die von dem entmachteten Hamdok vorangetriebene Aufarbeitung von Menschenrechtsverstößen.
(APA/dpa)