Leitartikel

Strenge Regeln aus Solidarität? Nein, aber aus Notwendigkeit

20211114 Corona crisis summit with government and provincial governors VIENNA, AUSTRIA - NOVEMBER 14: Federal Chancello
20211114 Corona crisis summit with government and provincial governors VIENNA, AUSTRIA - NOVEMBER 14: Federal Chancelloimago images/SEPA.Media
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Die Koalition wollte im Sommer weder 3-G im Job noch 2-G am Feierabend. Die Bürger hätten kein Verständnis gehabt. Nun müssen sie wohl mehr mittragen.

Das Argument wird in die Debatte eingeworfen wie eine allgemeingültige Wahrheit, als wäre es kommunikationswissenschaftlicher Konsens: Die Regierung hätte schärfere Maßnahmen nicht früher beschließen können. Die Bevölkerung wäre nicht mitgegangen. Zuletzt sprach es Alexander Schallenberg (ÖVP) aus: „Wenn man sagt: Hätte man im Sommer nicht schon 3-G am Arbeitsplatz und 2-G für die Freizeitgestaltung einführen können, ist meine klare Antwort: Nein.“ Die Maßnahmen „wären nicht akzeptiert worden“, wenn sie „aus dem blitzblauen Himmel“ heraus gekommen wären. Das gelte auch jetzt: Ausgangsbeschränkungen für alle „aus Solidarität mit den Ungeimpften“ dürfe es nicht geben. Die Menschen würden nicht mehr mitmachen.

Fasst man die Botschaft kurz zusammen, zeigt sich ihre Irrationalität: Die Regierung weiß demnach, dass strengere Maßnahmen nötig sein werden. Sie möchte Bevölkerung und Wirtschaft aber keine präventiven Maßnahmen zumuten – es gäbe kein Verständnis dafür. Daher wartet man ab, bis Bevölkerung und Wirtschaft bereits massiv unter der Coronalage leiden. Und beschließt dann die Maßnahmen zu einem Zeitpunkt, an dem es laut Experten ohnehin zu spät ist. Das ist das Krisenmanagement nach eineinhalb Jahren Pandemie – nicht nur im Bund, auch in Bundesländern wie Oberösterreich und Salzburg. Es fällt nun erst recht schwer, Verständnis aufzubringen.

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