Lockdown

Faßmann: "Schule sorgt nicht nur für Betreuung, sondern auch für Unterricht"

Die Schulen bleiben offen.
Die Schulen bleiben offen.(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Der Schulbetrieb soll durch eine durchgehende Maskenpflicht und dreimal wöchentliche Tests für alle abgesichert werden.

"Insgesamt froh" über die für die Schulen getroffene Regelung im Lockdown zeigte sich Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). "Das Wesentliche ist: Die Schule ist offen, sie sorgt nicht nur für Betreuung, sondern auch für Unterricht", betonte der Minister. Abgesichert werde der Betrieb durch eine durchgehende Maskenpflicht (Mund-Nasen-Schutz für Jüngere, FFP2-Maske für Oberstufe und Lehrer) sowie dreimal wöchentliche Tests für alle.

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Kommentar: Die Schulen bleiben offen. Die Kinder sollen aber nicht hingeschickt werden. Zwei widersprüchliche Botschaften für Eltern. Sie haben die unfreiwillige Wahlfreiheit.

Gleichzeitig könne man die Klassen entdichten - jene Eltern, für die Homeoffice möglich ist, könnten ihre Kinder auch daheim lassen, wenn sie dies wollen. Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) hatte es zuvor anders ausgedrückt: Die Regierung appelliere an die Eltern, ihre Kinder zuhause zu lassen, wenn das möglich sei.

Distance Learning sei dann möglich, wenn etwa eine ganze Klasse daheimbleibe, meinte Faßmann weiter. Wenn die technischen Möglichkeiten vorhanden sind, könne außerdem auch ein synchroner Hybridunterricht stattfinden, bei dem der Präsenzunterricht per Kamera nachhause übertragen wird.Faßmann betont aber: "Es gibt keine Form des hybriden Unterrichts, wo Lehrerinnen und Lehrer gleichzeitig Distance Learning betreuen müssen und auch Präsenzunterricht haben."

Prüfungen sollen nur in Ausnahmefällen stattfinden

Bei den Schularbeiten bzw. Tests gibt es zwar die grundsätzliche Vorgabe, diese während der Lockdownphase nicht stattfinden zu lassen. Wenn aber etwa praktisch alle Schüler anwesend seien bzw. sie unaufschiebbar sind, könnten sie durchgeführt werden. "Man kann sie aber auch ganz entfallen lassen, wenn anderweitig eine gesicherte Leistungsbeurteilung möglich ist."

Eine Prognose über die Inanspruchnahme des Unterrichts wollte der Minister nicht abgeben. Im Zuge der Lockdowns in den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass dies von Schultyp zu Schultyp und von Schule zu Schule unterschiedlich gewesen sei. Mit zunehmender Dauer seien dann immer mehr in die Schule gekommen.

Wer in die Schule kommt, muss sich wie bisher dreimal die Woche testen lassen (ausgenommen sind nur Genesene). Gibt es in einer Klasse einen Infektionsfall, müssen alle anderen Schüler fünf Tage lang täglich zumindest einen Antigentest durchführen. Die Maske muss auch im Unterricht getragen werden, beim Lüften sind Maskenpausen einzuplanen. Schularbeiten bzw. Tests sollen in der Lockdown-Phase grundsätzlich vermieden werden.

„Kommunikation eine Katastrophe"

Kritik kommt vom obersten Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG). "Die politische Kommunikation ist eine Katastrophe - man hört von allen Seiten etwas anderes", meinte der Vorsitzende der ARGE Lehrer in der GÖD. "Ich habe meine Zweifel, ob diese Maßnahmen wirklich dazu führen, die extrem hohen Inzidenzen an den Schulen zu senken."

Man werde ab Montag sehen, ob die Appelle vom Bundeskanzler abwärts, die Kinder nach Möglichkeit nicht in die Schule zu schicken, auch helfen, so Kimberger. "Aus meiner Sicht sind die Maßnahmen ungenügend, um Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Kinder und Familien, die man ja auch mitdenken muss, zu schützen. In Wirklichkeit müssten jetzt die Präsenzphasen deutlich reduziert werden. Was uns von Virologen empfohlen wird - Kontaktreduzierung, Abstand -, das müsste auch in der Schule umgesetzt werden."

Laut Zahlen der Ages liegt die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen in allen Bundesländern derzeit in etwa doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Bei den Inzidenzen gibt es aber enorme Unterschiede zwischen den Ländern: So liegt die 7-Tage-Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen derzeit etwa in Salzburg bei 3055 und in OÖ bei 2844, während sie in Wien 1046 beträgt.

Hochschulen wechseln in den Fernunterricht

Viele Hochschulen stellen unterdessen angesichts des anstehenden Lockdowns ihren Betrieb um. An der Uni Innsbruck finden etwa ab Montag alle Lehrveranstaltungen und Prüfungen nur in virtueller Form statt. Die Uni Wien verlegt dagegen vor allem ihre Vorlesungen ins Netz und lässt etwa Labor- oder Sportübungen weiter vor Ort stattfinden. Auch geplante Präsenzprüfungen können stattfinden.

Nicht-prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen finden an der größten Hochschule des Landes demnach generell digital statt. Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen (insb. Laborlehre, Sport), die nur vor Ort stattfinden können, bleiben in Präsenz. Prüfungen werden in jener Form abgehalten, in der sie geplant waren - bei Vor-Ort-Lehre oder -Prüfungen gilt die 2,5G-Regel sowie die FFP2-Maskenpflicht (ausgenommen sind Redebeiträge).

Ähnlich die Uni Linz: Auch dort wird weitgehend auf Onlinebetrieb umgestellt, ausgenommen sind auch hier Lehrveranstaltungen, die nur präsent abgehalten werden können, beispielsweise Labore. Prüfungen sollen soweit wie möglich digital abgehalten werden, können aber auch präsent stattfinden, wenn dies wegen der Kurzfristigkeit der Umstellung notwendig ist. Für alle Präsenzanteile gilt weiterhin 2,5G-Nachweis sowie FFP2-Maskenpflicht.

Auch an der Universität Salzburg und der Fachhochschule Salzburg wechseln ab Montag Lehre und Prüfungen mit wenigen Ausnahmen in den Online-Modus. Wenn Präsenzunterricht erforderlich ist - etwa in Laboren oder bei nicht verschiebbaren Kleingruppen-Treffen - gilt an der Uni ausschließlich 2G, an der Fachhochschule 2,5G und Maskenpflicht.

Anders an der Uni Graz: Dort können ab Dienstag Lehrveranstaltungen und Prüfungen weiter grundsätzlich in Präsenz stattfinden - allerdings dürfen die Räume nur zur Hälfte ausgelastet werden, hieß es in einer Aussendung. 2,5G-Regel sowie die Maskenpflicht in allen öffentlichen Bereichen bzw. in den Lehrveranstaltungen (ausgenommen Redebeiträge) bleiben aufrecht.

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) verlangt einen Hybrid-Betrieb an den Hochschulen. Ein Zurück zur reinen Online-Lehre dürfe es nicht geben, hieß es in einer Aussendung. "Wir Studierende haben eine der höchsten Impfquoten von 82 Prozent. Es kann nicht sein, dass unsere Hochschulen zu machen müssen, weil die Regierung das Pandemie-Management verschlafen hat", so ÖH-Vorsitzende Sara Velic. Außerdem brauche es einen Härtefonds für Studierende, die ihren Job verlieren.

(APA/Red.)

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