Investment

Bauherrenmodelle: Sicherheit als oberste Maxime

Projekt von Wohninvest in der Pitkagasse in Wien Floridsdorf: Das denkmalgeschützte ehemalige Dorotheum Floridsdorf wird in Form eines Bauherrenmodells saniert und als Wohnhaus wieder zum Leben erweckt.
Projekt von Wohninvest in der Pitkagasse in Wien Floridsdorf: Das denkmalgeschützte ehemalige Dorotheum Floridsdorf wird in Form eines Bauherrenmodells saniert und als Wohnhaus wieder zum Leben erweckt.Wohninvest
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Bauherrenmodelle werden immer vielfältiger und sprechen damit neue Zielgruppen an. Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen langfristige Kapital- und Ertragssicherung.

Mitte der 1990er-Jahre tauchten die ersten Bauherrenmodelle auf. Für die privaten Investoren war die neue Idee durchaus attraktiv, wie Michael Baert, Vorstand IFA AG meint: „Bauherrenmodelle eignen sich aufgrund ihres langfristigen Anlagehorizonts insbesondere für Anleger, die an eine Altersvorsorge und Generationenabsicherung denken, oder für Anleger, die aufgrund ihres Einkommensniveaus einer hohen Steuerprogression unterliegen.“ Neben dem eigentlichen Immobilien-Investment war anfangs vor allem der Steuervorteil interessant. Zwar durfte damit offiziell nicht geworben werden, inoffiziell war es für die Investoren aber durchaus mitentscheidend, sich auf das neu geschaffene Vehikel einzulassen.

Nachhaltiges Investment

Das ist mittlerweile aber eher nebensächlich geworden. „Sicherheit und Erhalt des Vermögens sind jetzt die oberste Maxime“, weiß Gerold Pinter, Geschäftsführer von Wohninvest und lenkt den Blick auf einen weiteren Aspekt: „Mit der substanz- und ressourcenschonenden Revitalisierung erhaltenswürdiger Immobilien tragen wir als Bauträger und damit auch unsere Kunden zur Reduktion des Bodenverbrauchs bei und leisten damit einen Beitrag zum schonenden Umgang mit unseren Ressourcen.“

Auch wenn sich ihre Ausgestaltung sukzessive ändere, Bauherrenmodelle blieben gefragt wie nie, assistiert Baert: „Die Investorennachfrage ist groß, denn private Anleger haben ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität bei ihren Investmententscheidungen. Reale Sachwerte sind weiterhin ein starker Anker, und das wird sich auch nicht so bald ändern“, schätzt er die Lage ein. Die IFA hat in Wien und Graz heuer bereits fünf Bauherrenmodelle mit einem insgesamten Investmentvolumen von rund 73 Millionen Euro aufgelegt, die allesamt zu 100 Prozent gezeichnet wurden. „Die Platzierung erfolgte in sehr kurzer Zeit“, betont Baert.

Kein Wunder, haben die Modelle doch mittlerweile eine neue Interessentenschicht erobert. Waren es früher noch überwiegend vermögende Anleger der obersten Einkommenssteuerklassen, „so gibt es mittlerweile auch viele, die im jährlichen Bruttoverdienstbereich von 50.000 bis 100.000 angesiedelt sind“, berichtet Stefan Koller, Geschäftsführer von Pericon. Das heißt: Zu den klassischen Investoren wie Freiberuflern, Ärzten, Steuerberatern oder Anwälten hätten sich Unternehmer und leitende Angestellte gesellt.

Mehr Varianten

Auch die Form des Investments hat in den letzten Jahren eine Erweiterung erfahren. „Das Bauherrenmodell hat mittlerweile viele Gesichter“, fasst Koller zusammen. Die Varianten reichen vom klassischen „großen Bauherrenmodell“ in Form einer KG-Beteiligung über „kleine Bauherrenmodelle“ als Beteiligung im Rahmen einer Miteigentumsgemeinschaft bis hin zum „kleinen Bauherrenmodell mit Wohnungszuordnung“, der sogenannten Bauherrenwohnung.

Bei der IFA AG trägt Letzteres den Titel „Bauherrenmodell plus“, wobei es sich um eine Konstruktion mit parifizierter Wohnungszuordnung handelt. „Diese Beteiligungsform verbindet die Vorteile des klassischen Bauherrenmodells mit jenen von Vorsorgewohnungen“, konkretisiert Baert. „Man investiert in eine ausgewählte Wohnung und wird zum Miteigentümer der gesamten Immobilie.“ Der persönliche Anteil werde dabei im Grundbuch eingetragen, das Wohnungseigentum nach Baufertigstellung begründet. Vor allem bei erstmalig investierenden Anlegern erfreue sich diese Form des Bauherrenmodells großer Beliebtheit, betont auch Pericon-Geschäftsführer Koller, „da die Wohnungszuordnung ab Beginn eine ideale Kombination aus Sicherheit, Flexibilität und Rentabilität darstellt“.

Und bei Wohninvest arbeitet man auch schon an neuen Varianten, berichtet Geschäftsführer Pinter: „Wir bereiten gerade Bauherrenmodelle mit einem stärkeren Freizeitbezug vor. Damit soll es Investoren ermöglicht werden, entweder nach Ablauf der Förderdauer und dem Erreichen des Totalgewinns die Immobilie selbst zu nutzen.“ Das erste Beispiel aus diesem Bereich ist ein Bauherrenmodell mit Wohnungszuteilung in Eibiswald an der südsteirischen Schilcher Weinstraße. Darüber hinaus wird es bald Bauherrenmodelle mit reiner Feriennutzung geben: „Hier sind wir gerade in den Vorbereitungen, die leider aufgrund von Corona länger dauern als ursprünglich geplant.“

Nische Gewerbeflächen

„Immer öfter haben wir bei Projekten auch andere Nutzungsarten mit dabei – Gewerbeflächen für Büro, Handel und Gastronomie aber auch Altmieter, deren Wohnflächen noch nicht mit saniert werden können“, berichtet hingegen Koller. Periodisch würden zudem Investments auf den Markt kommen, bei denen etwa ausschließlich in Gewerbeprojekte investiert wird: „Aber da würde ich den Begriff Bauherrenmodell eher nicht korrekt finden“, meint der Experte. Bei der ursprünglichen Intention des Bauherrenmodells würde es immer um die Sanierung beziehungsweise Revitalisierung von Altbauten mit der vorrangigen Ausrichtung zu Wohnzwecken gehen.

AUF EINEN BLICK

Nachhaltigkeit: Der schonende Umgang mit Ressourcen und die Verschönerung des Stadtbildes sind zu neuen „Anlagekriterien“ geworden.

Neue Varianten: Das kleine Bauherrenmodell mit Wohnungszuordnung verbindet die Vorteile des klassischen Bauherrenmodells mit jenen von Vorsorgewohnungen. Bauherrenmodelle mit einem stärkeren Freizeitbezug sind im Kommen.

Neue Investoren: Neben Ärzten, Steuerberatern oder Anwälten bekunden verstärkt auch Unternehmer und leitende Angestellte Interesse.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2021)

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