Pizzicato

Perchtenlauf am Achensee

Im einstigen „Heiligen Land“ Tirol galt das Achental rund um den Achensee, das „Tiroler Meer“ am Fuß des Karwendels, bisher als ein alpiner Herrgottswinkel – als Gelobtes Land, wo die Welt einigermaßen intakt schien, beliebt bei niederländischen und deutschen Touristen.

Umso mehr, als die deutsche Regierung Orte des Achentals wie des Vorarlberger Kleinwalsertals von der akuten Reisewarnung für Österreich ausgenommen hat. Pendlerglück!

Just Pertisau am beschaulichen Achensee erkor Günther Platter als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz zum Schauplatz für einen Krisengipfel, zu dem er den Kanzler und den Gesundheitsminister aus dem fernen Wien herbeizitierte. Die Landesfürsten aus Linz und Salzburg blieben gleich im Home-Office – aus Scham und vermutlich auch aus Angst, von den anderen Fürsten und der Fürstin aus St. Pölten geteert und gefedert zu werden.

In der Nacht hob über dem See indessen ein Brausen und Grollen aus dem Bayerischen an, Wolken zogen auf und die Wogen gingen hoch. Die Fürsten verschanzten sich in ihrer Hotelburg. Mit Höllenlärm fielen Perchten über das Dorf herein – aus Protest dagegen, dass sie zu Krampus eingesperrt bleiben. Ein Vorgeschmack auf den Aufstand der Impfgegner, die mit Dreschflegeln und Mistgabeln gegen den Advent-Lockdown nach Wien ziehen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2021)

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